Am 29. April 2007 bricht Hansjörg Auer allein in die Dolomiten auf. Kaum jemand ahnt, was er vorhat: die Durchsteigung der äußerst selektiven und hunderte Meter langen Route »Weg durch den Fisch« in der Marmolata-Südwand und das free solo, also völlig ohne Sicherung. Auers Vorhaben gelingt und er schreibt damit Klettergeschichte.

Der 1984 geborene Ötztaler, ein ausgebildeter Lehrer für Mathematik und Sport, berichtet in seinem Buch "Südwand – vom Free-Solo-Kletterer zum Profibergsteiger" über plötzlichen Ruhm und seine Entwicklung zum Profibergsteiger. Er erzählt von seiner Kindheit auf dem Bauernhof, wie er seine Magersucht überwand und nach Verletzungen lernte, wieder aufzustehen. Er vermittelt eine Ahnung davon, was es bedeutet, einen Freund am Berg zu verlieren, kurz vor dem Ziel umzukehren oder mit seiner Meinung anzuecken.

So entstand ein Buch über Vernunft und Leidenschaft im Alpinismus und über die Kunst der natürlichen Linie. "Es war ein langer Prozess, ein Aufstieg mit vielen Höhen und Tiefen, aber einer, der sehr viel Spaß gemacht hat", sagt Auer über seine neue Leidenschaft. "Das Schreiben ist mir in den letzten Jahren sehr ans Herz gewachsen. Es hat zwar etwas länger gedauert, da ich jede Zeile selbst schreiben wollte, dafür sind es nun aber sehr ehrliche und persönliche Texte geworden", so Auer, der 1996 mit dem Sportklettern begann und seit 2009 Profibergsteiger ist. Er meisterte mehrere Erstbegehungen, aufsehenerregende Free-Solo-Touren und berühmte Routen, u.a. in den Dolomiten, in Patagonien, im Yosemite Valley, Karakorum und Himalaya.

Vorwort von Reinhold Messner

Im Vorwort schrieb Reinhold Messner: "Die Frage, ob der traditionelle Alpinismus überlebt oder nicht, hängt weniger davon ab, ob und wie schnell klassische Bergtouren gelingen, als vielmehr von der Fähigkeit der jungen Generation von Bergsteigern, sich und ihre starken Erlebnisse auch auszudrücken ... Es wird gleichzeitig aber immer schwieriger, wirkungsvolle Geschichten zu erzählen. Nicht etwa, weil alles gesagt wäre, nein, weil mit der Urbanisierung der Gebirge ihre Geheimnisse schwinden. Hansjörg Auer hingegen kommt immer wieder zurück von Bergen, die kaum jemand kennt und beschwört mit seinen Berichten die Launen der Natur. Wie ein Zauberer ... Es ist eine Tatsache, dass ein Großteil der Kletterer heute an künstlichen Wänden und markierten Routen steigt ... Solange aber Typen wie Hansjörg Auer Gefahren und Schwierigkeiten in absoluter Exposition aufsuchen und offen darüber berichten, bleibt der traditionelle Alpinismus lebendig und spannend zugleich." (red, 16.11.2017)

Buchtipp

"Südwand – vom Free-Solo-Kletterer zum Profibergsteiger"

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Hansjörg Auer auf Facebook

Hansjörg Auer präsentiert sein Buch "Südwand – Vom Free-Solo-Kletterer zum Profibergsteiger" selbstverständlich in freier Natur.

Foto: Hansjörg Auer

Auer in den Wänden der Marmolata in den Dolomiten.

Foto: Damiano Levati

2007 schrieb er mit der Free-Solo-Begehung (ohne Seilsicherung!) der Marmolata über die Route "Weg durch den Fisch" (mit Schwierigkeiten bis 9- (7b+)) Klettergeschichte und eröffnete damit eine neue Dimension im Free-Solo-Klettern.

Foto: Heiko Wilhelm

Auer beim Eisklettern.

Foto: Damiano Levati

Der Ötztaler ungesichert unterwegs.

Foto: Matteo Mocellin

2013 gelang ihm mit Bruder Matthias und Simon Anthamatten die Erstbesteigung des Kunyang Chhish im Karakorum (Pakistan) über die 2.700 Meter hohe Südwestflanke.

Foto: Archiv Auer

Der imposante und 7.400 Meter hohe Kunyang Chhish.

Foto: Archiv Auer

2015 meisterte Auer gemeinsam mit Alexander Blümel und Gerhard Fiegl den 6.839 Meter hohen Nilgiri in der Annapurna-Region des Himalaya über die bis dahin unbezwungene Südwand. Beim Abstieg kam es allerdings zur Tragödie, als sein Freund und Bergkamerad Fiegl tödlich verunglückte.

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Foto: Archiv Auer