Seine "Smart Sculptures" hat Andy Boot aus Versatzstücken aus dem 3D-Drucker zusammengesetzt. Die Vorlagen der Elemente stammen aus dem Netz.


Foto: Maximilian Anelli-Monti

Keine Screens, kein Bilderflow, nichts Digitales weit und breit: Betritt man die Galerie Emanuel Layr, käme man kaum auf die Idee, dass es in der aktuellen Ausstellung um das Internet geht. Schlussendlich haben aber die Objekte und Gemälde von Andy Boot (geb. 1987 in Sydney) doch mehr als gedacht mit den jüngsten Entwicklungen auf dem Informationstechnologie-Sektor zu tun. In der Schau Smart Sculptures thematisiert er, wie jüngste Informationstechnologien auch in der Kunst neue Werte generieren.

Zentral für die Schau Smart Sculptures sind drei Skulpturen, die Boot sehr klassisch auf Sockeln präsentiert. Er referiert mit den relativ kleinformatigen, abstrakten Objekten in ausgewiesener Weise auf die Werke der britischen Bildhauerin Barbara Hepworth (1903-1975), die eine Verehrerin von Brâncu?i und Weggefährtin Henry Moores war.

Für den frühmodernen Stil seiner Smart Sculptures haben dem in Wien lebenden Künstler zudem Open-Source-Files aus dem Internet gedient. Also frei verfügbare digitale Pläne für Werkzeug, Ersatzteile oder Haushaltsgeräte, die man im 3D-Drucker ausdrucken kann. In mehreren Schichten wurden diese anschließend zu Skulpturen zusammengesetzt, wobei ein der Kunststoffmischung beigefügter Bronzepuder zu einer optischen Wertsteigerung führt.

Andy Boot geht es neben der Befragung von Wertbildungsprozessen in Zeiten von "ausdruckbarer" Kunst auch darum, die Moderne als einen derzeit sehr markttauglichen ästhetischen Trend auszuweisen. Seine kritisch-böse Affirmation ist in der Ausstellung schön "begreifbar" und ziemlich gewitzt.

Schwärzestes Schwarz

Die Bilderserie White Papers ist hingegen gar nicht so einfach erschließbar. Grundlage der geschwärzten Bilderserie sind theoretische Texte, in denen es um die Logik von Internetwährungen wie Iota oder Waltonchain (WTC) geht. Boot hat einzelne Buchstaben oder Zahlen ausgespart und den Rest mit der Farbe Black 2.0, der aktuell schwärzesten aller Farben, ausgelöscht.

Damit ist der Bezug zu konzeptuellen malerischen Herangehensweisen zwar unübersehbar. Kaum abzulesen ist den Bildern jedoch, dass Boot mit ihnen auf die angeblich revolutionäre Blockchain-Technologie referiert.

Diese virtuelle Infrastruktur soll das Internet demokratischer machen, da ein Einzelner diese dezentralisiert angelegten Netzwerke nicht mehr erfassen und somit auch nicht mehr steuern kann. Die junge Technologie geht demnach in Richtung Fragmentierung und Aufteilung von Verantwortung und Information. Dass man das Ganze als Einzelperson nicht erfassen kann, illustrieren die Bilder zwar durchaus; der Komplexität der zugrundeliegenden Informationstechnologie werden sie freilich unmöglich gerecht.

Internetwährungen

Dabei ist Boot in Bezug auf die Funktionsweise von Internetwährungen – ein wichtiges Anwendungsgebiet von Blockchain-Technologien – offenbar längst ein Experte geworden. Das lässt zumindest die Tatsache vermuten, dass man nun auf sein Betreiben auch in der Galerie Layr mit Iota und Waltonchain zahlen kann. (Christa Benzer, Album, 18.11.2017)