DNA wurde aus Museumsstücken gewonnen, wie diese im Denver Museum of Nature& Science

Foto: Rene O'Connell

Santa Cruz – Von Milliarden auf Null: so lautete das Schicksal der in Nordamerika weit verbreiteten Wandertaube. Noch Anfang des 19. Jahrhunderts zählte die Taubenart mit drei bis fünf Milliarden Exemplaren zu einer der häufigsten Vogelarten der Welt, jedoch sank die Zahl auf Grund von menschlicher Verfolgung drastisch. Mit dem letzten in Gefangenschaft lebenden Vogel "Martha" starb die Art im Jahre 1914 aus.

Nicht abschließend geklärt

Der genaue Grund der rapiden Abnahme konnte bis heute nie wirklich erklärt werden, obwohl auch Versuche unternommen wurden, ein paar verbleibende Exemplare in Zoos zu halten.

Ein Forscherteam rund um Gemma Murray der University of Santa Cruz kam der Lösung des Rätsels nun näher: Sie mutmaßen, dass die plötzlich veränderte Lebensweise der Vögel zu deren fatalem Ende geführt hatte. Die Tauben lebten bis dahin gut angepasst in großen Schwärmen. Als jedoch die Zahl durch steigende Jagd und dezimierten Lebensraum rapide sank, kamen sie nur noch in kleinen Gruppen vor.

Eine genetische Analyse sah genau darin das Problem, wie die Wissenschafter im Fachblatt "Science" schreiben: Natürliche Selektion hatte vorerst zu ihrem Vorteil gewirkt und eine gewaltige Ausbreitung der Art erst ermöglich. Die genetische Vielfalt war jedoch dadurch sehr gering und auch nicht sehr variabel.

Als die Zahlen der Vögel sanken, hatten zufällige Ereignisse plötzlich eine viel größere Wirkung. Die Vögel, die ein Leben in großen Schwärmen – auch genetisch – gewohnt waren, konnten sich an die neue Situation in kleineren Gruppen nicht schnell genug anpassen und starben. (krop, 18.11.2017)