Echo Show, Echo Plus und vorne der kleine Echo Dot: Amazon erweitert seine Echo-Familie fortlaufend

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Die Bedienung von Amazons neuem Echo Show ist wie ein Blick auf eine magische Kristallkugel. Einerseits wortwörtlich: Man spricht mit dem Echo Show, und plötzlich erscheinen die gewünschten Informationen am Display. Andererseits metaphorisch: Der Echo Show zeigt, wohin die Reise bei smarten Alltagsgegenständen führen kann. Dabei wirkt das Gerät kurioserweise ein bisschen altbacken – der Echo Show hat die Form alter Röhrenfernseher: Vorne breit und hoch (jeweils 187 Millimeter), hinten "schrumpft" er auf 144 Millimeter. Auf der Vorderseite ist unten eine Lautsprecherleiste angebracht, darüber befindet sich das Display mit einer Diagonale von sieben Zoll. Mit über einem Kilogramm Gewicht ist der Echo Show durchaus wuchtig, er kann also nicht fortwährend hin- und hertransportiert werden. Im Bücherregal oder auf dem Nachttisch sieht er jedoch recht nett aus.

Uhrzeit, Wetter, Songtexte

Das Display kann etwa als digitaler Fotorahmen genutzt werden, also ständig unterschiedliche ausgewählte Bilder anzeigen. Standardmäßig dürften die meisten Nutzer aber die Uhrzeit und Infos zum Wetter einstellen. Einige der sogenannten "Skills", also Funktionen für den Echo, unterstützen schon die Bildschirmanzeige. Auf Amazon Prime Music werden etwa die Songtexte von abgespielten Liedern angezeigt, bei Spotify funktioniert das nicht.

Clips

Prinzipiell sind aber zwei Funktionen für den Echo Show zentral. Erstens wäre da das Abspielen von Videos. Das ergibt aber nur in seltenen Fällen Sinn, etwa wenn man schnell einen Clip herzeigen möchte, ohne einen smarten Fernseher in der Nähe zu haben. Vorstellbar ist auch, den Echo Show für Anleitungen zu nutzen, also etwa beim Kochen oder Handwerken. Einen großen Dämpfer verpasste Amazons Ambitionen allerdings Rivale Google, dass die Youtube-Wiedergabe auf dem Echo Show sperrte. Die zwei Konzerne, die etwa bei smarten TV Sticks konkurrieren, liefern sich seit Jahren ein kindisches Hickhack, das zuungunsten der Nutzer ausgeht.

Videotelefonie

Eine zweite Möglichkeit, um das Display (und die vorhandene Frontkamera) zu nutzen, sind Videoanrufe. Dazu kann man Alexa herausfinden lassen, welche Kontakte in seinem Telefonbuch ebenfalls einen Echo Show besitzen. Mit diesen können dann Videoanrufe durchgeführt werden – ein Feature, das sich in den USA einiger Popularität erfreut. Außerdem kann man selbst auch eigene Echo Shows anrufen, das nennt sich "Drop in". Der Anrufer wird dabei schon beim Wählen in einem Video "milchglasig" angezeigt. Zusätzlich kann das Display auf hauseigene smarte Kameras zugreifen, etwa auf Produkte von Nest.

Mit dem Echo Show können Videoanrufe durchgeführt werden
Foto: APA/AFP/Amazon

Nett, aber nicht mehr

Derzeit rechtfertigen diese Funktionen den Preis von 219 Euro nicht. Sie sind ein nettes Gimmick, aber Nutzer sind dank Smartphone, Tablet und Co ohnehin permanent von Bildschirmen umgeben. Ob man einen Videoanruf via WhatsApp, Facetime, Skype oder Echo Show durchführt, ist wohl vor allem eine Frage der Verfügbarkeit – und es dürfte dauern, bis sich der Echo Show verbreitet hat. Allerdings ist zu erwarten, dass in den kommenden Monaten eine Vielzahl neuer "Skills" dazukommen, die das Display optimal nutzen.

Der Echo Plus

Ähnlich ist die Situation beim Echo Plus, einer weiteren Neuheit im Echo-Katalog. Der smarte Lautsprecher, der kein Display hat, soll als Smart Hub für das Internet der Dinge gelten. Er unterstützt nun die Zigbee-Protokoll, mit dem eine Vielzahl smarter Geräte bedient werden können – also etwa Waschmaschinen, Kaffeeautomaten oder Backöfen. Der Echo Plus agiert als Smart Hub, der diese Geräte steuert. Wer eine Wohnung mit vielen vernetzten Geräten hat, kann sich also überlegen, seinen Smart Hub mit dem Echo Plus auszutauschen. Oder umgekehrt: Der Echo Plus dient als Ausgangspunkt für den Aufbau einer smarten Wohnung.

Allerdings ist es auch hier so, dass die Verbreitung smarter Alltagsgegenstände noch am Anfang steht. Deshalb erhalten Nutzer zu jedem Echo Plus eine smarte Glühbirne von Philips Hue dazu. Diese wird im Test vom Echo Plus problemlos entdeckt. Sie kann dann via Sprachsteuerung bedient werden, also etwa an- oder ausgeschaltet oder gedimmt werden. Schaltet man sie per regulärem Schalter aus, muss sie allerdings neu installiert werden.

Was will man?

Grundsätzlich müssen sich Nutzer bei den Echo-Geräten die Frage stellen, ob sie Fans der Sprachsteuerung sind. Wer sich bei der Sprachsteuerung unwohl fühlt und lieber via Smartphone steuert, kann auf sämtliche Echo-Varianten verzichten. Wer die Produkte gerne probieren will – sich also nicht sicher ist; kann mit dem Echo Dot einsteigen. Der gerade einmal 49 Euro teure Echo Dot benötigt für akzeptable Klangqualität allerdings externe Lautsprecher.

Was braucht man?

Ist man ein Fan des Echo, lohnt sich folgender Guide: Braucht man nur die Basisfunktion – also Spracheingabe, Musik, Nachrichtenüberblick – und hat oder benötigt keinen Smart Hub, kann man getrost den 99 Euro teuren Echo der 2. Generation kaufen. Wer plant, eine vernetzte Wohnung aufzubauen oder seinen Smart Hub loswerden will, kann sich einen Echo Plus zulegen. Kostenpunkt dafür sind 149 Euro. Zu guter Letzt bleibt der Echo Show mit Display: Mit 219 Euro zahlt man einen deutlichen Aufpreis für den kleinen Bildschirm. Potenziellen Käufern muss klar sein, dass der Bildschirm vorerst nur ein nettes Gimmick ist. Die Möglichkeit, damit mit anderen Echo Show-Besitzern Videogespräche zu führen, klingt gut; kann aber über Smartphones und Tablets ebenso durchgeführt werden – von Rechnern ganz zu schweigen. (Fabian Schmid, 20.11.2017)