In meinem Roman "Die Erdfresserin" kommt eine trockene Schlussfolgerung der Romanheldin Diana vor, als sie nach einiger Zeit in Wien als illegale Prostituierte feststellt, in Österreich wäre eine Revolution absolut undenkbar. Die Österreicher würden um ihre Freiheit hudeln und diese Freiheit dann bald zugunsten von Powidltascherln mit Nussbröseln verwerfen, fürchtet sie.

Ich gestehe, dass ich ein wenig mit ihr fürchtete. Aber. Während nach dem Wahlkampf nun die Verhandlungsrunden mit Burschenschaftern für Sebastian Kurz offenbar das Normalste der Welt darstellen, während die FPÖ des neuen Stils versucht hat, Hitlergrußschwinger für den Bundesrat zu nominieren, während also der Post-Wahlkampf-Irrsinn langsam tatsächlich beginnt, in unsere realen Leben einzusickern, regt sich doch konzentrierter Widerstand.

Die Lichterkette, jene Demo am Mittwoch, bei der tausende Menschen auf die Straße gingen, war eine absolute Notwendigkeit. Das lässt hoffen, das lässt eine Gemeinsamkeit aufbauen, die ich im Wahlkampf schmerzlich vermisst habe – eine gemeinsame Richtung, eine gemeinsame Forderung: keine Rechtsextremen in Regierungspositionen.

Wir, die Bürger dieses Landes, haben tatsächlich ein Recht auf eine funktionierende, anständige Regierung. Wir haben ein Recht darauf, dass Politiker, auf deren Seiten ein Posting lange stehen bleibt, das empfiehlt, in die Menge der friedlich Protestierenden mit einem Laster hineinzufahren, bis sich die Polizei einschaltet, dafür belangt werden können, wenn sie es schon selbst nicht als gefährlich und löschenswert empfinden.

Sebastian Kurz hat es in der Hand, ob solche Menschen demnächst mit Regierungswürden betraut werden. Und wir haben es in der Hand, ob wir dagegen marschieren. (Julya Rabinowich, 18.11.2017)