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Emmanuel Macron empfing Saad Hariri schon wenige Stunden nach seiner Ankunft im Élysée-Palast.

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Hariri ist Samtagfrüh in Paris angekommen.

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Paris/Beirut/Riad – Der libanesische Ministerpräsident Saad Hariri ist am frühen Samstagmorgen von Saudi-Arabien kommend in Paris eingetroffen. In einem Telefonat mit Präsident Michel Aoun in Beirut kündigte er seine Rückkehr in den Libanon für Mittwoch an, meldete die libanesische Tageszeitung The Daily Star online. Am Mittwoch ist der libanesische Staatsfeiertag.

Der französische Präsident Emmanuel Macron empfing Hariri schon wenige Stunden nach seiner Ankunft im Élysée-Palast zu einem Gespräch. Es folgte ein Mittagessen, zu dem später auch Hariris Familie hinzukam: allerdings nur Hariris Frau Lara, die ihn von Riad begleitete, und sein ältester Sohn Hussam, der aus Großbritannien angereist war.

Joost Hiltermann, Nahost-Programmdirektor der angesehenen International Crisis Group, meldete per Twitter Zweifel daran an, ob die Familie komplett sei. Zwei von Hariris Kinder dürften in Riad zurückgeblieben sein, das meldete auch die New York Times. Tochter Lulwa (16) und Sohn Abdelaziz (12) besuchen in Riad die Schule. Das könnte auch der Grund für ihren Verbleib dort gewesen sein. Aber ob alle Familienmitglieder, vor allem die Kinder, Hariri begleiten würden, wurde als wichtiges Zeichen dafür erachtet, dass Saudi-Arabien dem Premier tatsächlich völlige Freiheit gewährt. Die Vermutungen, dass Hariri erpresst wird, werden so nicht verstummen.

Politische Krise

Hariri hatte am 4. November überraschend während eines Aufenthalts in Saudi-Arabien seinen Rücktritt erklärt und seitdem das Land nicht verlassen. Es gab Spekulationen, Saudi-Arabien habe seinen Rückzug erzwungen und ihn festgehalten, um im Libanon eine politische Krise und eine Eskalation mit der Schiitenmiliz Hisbollah hervorzurufen.

Macron empfing Hariri ausdrücklich als Regierungschef des Libanon, weil dessen Rücktritt aus der Ferne von Präsident Aoun nicht angenommen worden war. In Paris traf Hariri auch den libanesischen Innenminister Nohad Machnuk von seiner Partei Zukunftsbewegung und seinen Berater Nader Hariri.

Saudi-Arabien ruft Botschafter aus Berlin zurück

Aus Protest gegen Äußerungen von Deutschlands Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) zum Libanon ruft Saudi-Arabien seinen Botschafter aus Berlin zurück, dem deutschen Botschafter in Riad wird eine Protestnote überreicht. Gabriel hatte in einer Pressekonferenz mit dem libanesischen Außenminister Gebran Bassil das "Abenteurertum" Saudi-Arabiens kritisiert – eine Anspielung auf die aggressive Außenpolitik des jungen Kronprinzen Mohammed bin Salman.

Gabriel werden aber auch Aussagen vorgeworfen, wonach Hariri gegen seinen Willen in Saudi-Arabien festgehalten worden sei. In einer Twitter-Botschaft wandte sich Hariri vor seiner Abreise in der Nacht gegen Gabriel: Diese Behauptung sei eine "Lüge". Seitdem wird auf Twitter unter dem Hashtag #GabrielTheLiar von saudischen Lobbyisten gegen Deutschland mobilisiert.

Das deutsche Außenministerium antwortete mit einer Erklärung: "Wir haben angesichts der aktuellen Lage große Sorge über die Stabilität in der Region und rufen alle Seiten zum Abbau der Spannungen auf. Dies offen anzusprechen, ist unter engen internationalen Partnern möglich und selbstverständlich." (guha 18.11.2017)