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Frans Timmermans: "Endlich spricht man kollektiv über Misshandlungen und das tun nicht nur Frauen, sondern auch Männer."

Foto: AP/Jean-Francois Badias

Rom/Brüssel – Auch der Vizepräsident der EU-Kommission, Frans Timmermans, berichtet, als Kind Opfer sexueller Misshandlung gewesen zu sein. "Das habe ich viele Jahre verschwiegen. Jetzt will ich alle Missbrauchsopfer bewegen, darüber zu sprechen, auch wenn es nicht einfach ist", so Timmermans im Interview mit der italienischen Tageszeitung "La Stampa" am Sonntag.

"Die Erinnerung an Missbrauch ist etwas, was einen für den Rest des Lebens nicht verlässt. Als ich beschlossen habe, über meine Erfahrung zu sprechen, war es schwierig zu akzeptieren, dass der Enthüllungsjournalist, dem ich über meine Erfahrung erzählt hatte, die Glaubwürdigkeit meiner Aussagen prüfen wollte", so Timmermans.

"Man muss sauber machen"

Im Fall des Hollywood-Moguls Harvey Weinstein ist es laut Timmermanns positiv, dass die Opfer sich frei fühlen, über Misshandlungen zu sprechen, ohne das Ende ihrer Karriere zu befürchten. "Endlich spricht man kollektiv über Misshandlungen und das tun nicht nur Frauen, sondern auch Männer. All das, was bisher brodelte, explodiert. Es ist normal, dass es jetzt überall Schmutz gibt, doch man muss sauber machen, um die Lage zu klären", sagte Timmermans.

Als Politiker sei es für ihn wichtig, Lehren aus der Situation zu ziehen. Man müsse Änderungen in der Gesellschaft und vor allem in der Arbeitswelt bewirken. "Es gibt Gesetze, die funktionieren. Wir werden sie jedoch angesichts der heutigen Vorfälle weiter ändern", so Timmermans. (APA, 19.11.2017)