Sehr demokratisch ist es nicht, was Emmanuel Macron am ersten Parteitag seiner Bewegung "La République en Marche" (LREM) inszeniert hat. Selbst nicht in Lyon präsent, setzte er die Parteispitze wie ein Marionettenspieler ein. Die Abstimmung fand hinter verschlossenen Türen statt – und dies ohne Gegenkandidaten zu seinem Sekundanten Christophe Castaner.

Die Kritik an diesen Politpraktiken hält sich in und außerhalb der Partei in Grenzen. Man ist sich in Frankreich solcherlei gewohnt: Schon Charles de Gaulle, François Mitterrand oder Jacques Chirac benutzten ihre Parteien als persönliche Wahlmaschinen. Wer in Frankreich als talentierter Bonaparte oder Wahlmonarch antritt, ist sich des Applauses sicher. Laut einer wenig beachteten Umfrage vor zwei Jahren – also noch vor der Macron-Ära – gaben in einer Umfrage 67 Prozent der Citoyens an, sie wünschten eine Regierung "nicht gewählter Experten"; 40 Prozent wünschten gar eine "autoritäre" Staatsspitze, was immer man darunter verstehen mag.

Macron bietet beides: Er umgibt sich mit Spitzenfunktionären der Eliteverwaltungsschule ENA, und er fühlt sich als geborener Lenker der Nation. Seine Gegner spielt er derzeit mit links an die Wand: Den Front National und die konservativen Republikaner, die Sozialisten und die Gewerkschaften spaltet er nach dem römischen Kaiserprinzip "Teile und herrsche".

Ein anderes, sehr französisches Prinzip sollte er aber nie vergessen: Gerade die mächtigsten Herrscher macht das Land der großen Revolution dann gerne um jenen Kopf kürzer, in den ihnen die Allmacht gestiegen ist. (Stefan Brändle, 19.11.2017)