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Da war von Abgang noch nicht viel zu bemerken: Thomas Ebeling auf einem Archivbild aus dem Jahr 2013.

Foto: REUTERS/Michael Dalder/File Photo

Unterföhring – Der langjährige ProSiebenSat1-Chef Thomas Ebeling verlässt im Februar 2018 vorzeitig den Medienkonzern. Darauf haben sich Ebeling und der Aufsichtsrat am Sonntag verständigt, teilte das Unternehmen mit. Ebeling steht seit Anfang 2009 an der Spitze des Konzerns und hatte noch einen Vertrag bis Mitte 2019.

Ebeling hatte zuletzt mit abschätzigen Bemerkungen über die Zuschauer der eigenen Sender Kritik auf sich gezogen. "Es gibt Menschen, ein bisschen fettleibig und ein bisschen arm, die immer noch gerne auf dem Sofa sitzen, sich zurücklehnen und gerne unterhalten werden wollen. Das ist eine Kernzielgruppe, die sich nicht ändert", sagte er kürzlich vor Aktienanalysten.

"Plakative Zuspitzung"

Später erklärte er dazu, es habe sich um eine "plakative Zuspitzung" gehandelt. Keinesfalls habe er die eigenen TV-Zuschauer diskreditieren wollen. ProSiebenSat1 kämpft mit sinkenden Zuschauerzahlen und Werbeeinnahmen.

Ebeling hatte nach Konzernangaben bereits bei seiner letzten Vertragsverlängerung mitgeteilt, dass er für eine weitere Verlängerung nicht mehr zur Verfügung stehe. Vor diesem Hintergrund habe der Aufsichtsrat "vor einiger Zeit" die Suche nach einem Nachfolger begonnen und werde diesen "zu gegebener Zeit" benennen.

Nachfolge gesucht

Der Nachfolger wird offenbar außerhalb von ProSiebenSat1 gesucht. Für den Fall, dass dieser nicht rechtzeitig bereitsteht, soll der langjährige Vorstand und Chefjurist Conrad Albert für eine Übergangszeit die Geschäfte übernehmen. Der Aufsichtsrat berief ihn daher zum stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden.

Der Aufsichtsrat um den ehemaligen SAP-Finanzvorstand Werner Brandt habe bereits vor einiger Zeit mit der Suche nach einem Nachfolger begonnen, erklärte die Senderkette aus ProSieben, Sat1, Kabel 1 und mehreren Spartensendern. Fündig geworden war er noch nicht, als ihm Ebeling mit seinem Rücktrittswunsch zuvorkam.

Dreisäulenstrategie bleibt

An der Strategie ändern soll sich auch unter dem neuen Chef nichts. "Der Aufsichtsrat unterstützt ausdrücklich die Umsetzung der Dreisäulenstrategie", betonte Brandt. Ebeling hatte neben dem klassischen Fernsehgeschäft die Produktion von TV-Inhalten und Beteiligungen an Online-Unternehmen forciert.

Für letztere sucht ProSieben finanzkräftige Partner. Für die Internet-Firmen wie das Vergleichsportal Verivox und das Datingportal Parship sind Insidern zufolge mindestens vier Angebote eingegangen, nach denen die Digital-Sparte deutlich mehr als 1,3 Milliarden Euro wert ist. ProSiebenSat1 will sich aber nur von einem Minderheitsanteil trennen. "Hiermit richten wir die Konzernstruktur auf eine sich dynamisch entwickelnde Medienlandschaft aus", sagte Brandt. ProSieben erwirtschaftet noch weniger als die Hälfte des Umsatzes mit dem klassischen Fernsehen.

In Ebelings Amtszeit war ProSiebenSat1 in den deutschen Leitindex Dax eingezogen, nachdem die Finanzinvestoren KKR und Permira ihre Anteile über die Börse verkauft hatten. Brandt würdigte ihn als "eine der herausragenden Unternehmerpersönlichkeiten der Medienindustrie". (APA, 19.11.2017)