Blick in die spanische Savanne vor 14 Millionen Jahren.
Illustration: Marco Ansón

Madrid – Bis ins Mittelalter hinein war die Iberische Halbinsel fast zur Gänze von Wäldern bedeckt. Heute beträgt die Waldfläche nur noch etwa ein Drittel. Und der stark vom Menschen beeinflusste Vegetationswechsel wird sich bei fortschreitendem Klimawandel noch verstärken: Dann drohen im Süden Spaniens Wüstenbildung und weiter nördlich Versteppung.

Es wäre allerdings nicht das erste Mal, dass die Region ein solches Gesicht annimmt. Im Fachjournal "Plos One" berichten Forscher der Universidad Complutense de Madrid von der Zeit vor 14 Millionen Jahren. Damals, im mittleren Miozän, war das Land um das heurige Madrid eine trockene Savanne.

Charakteristische Tiergemeinschaften

Zu diesem Schluss kommen die Forscher durch die Analyse von Säugetierfossilien aus dieser Zeit. Die Fossilienlagerstätte Somosaguas, die sich praktischerweise nahe dem Campus der Universität befindet, lieferte unter anderem Knochen des Elefanten-Verwandten Gomphotherium, des dreizehigen Pferds Anchitherium und des eher an ein Flusspferd erinnernden kleinen Nashorns Prosantorhinus.

Diese Tiere haben Verwandte – heute noch lebende und natürlich auch damalige, die in anderen Regionen lebten. Vergleicht man Körpergröße und -bau verwandter Arten, kann man Rückschlüsse auf die Umweltbedingungen ziehen, unter denen sie leb(t)en, berichtet das Team um Iris Menéndez. Ein Beispiel: Elefantenarten aus feuchten Regionen wie den Wäldern Südostasiens oder Zentralafrikas sind im Schnitt kleiner als solche aus den trockenen Savannen Afrikas.

Die Forscher zogen die Daten von 26 in Somosaguas gefundenen Spezies sowie von den wichtigsten Säugetieren aus 60 verschiedenen Regionen der Gegenwart heran, um daraus ein statistisches Modell der Säugetiergemeinschaften unter verschiedenen Umweltbedingungen herauszufiltern.

Zeitenwende

Das Ergebnis: Das Zentrum der Iberischen Halbinsel hatte vor 14 Millionen Jahren Savannencharakter. Niederschläge dürften sich auf eine kurze Regenzeit konzentriert haben, auf die eine bis zu zehn Monate dauernde Trockenheit folgte. Insgesamt sei dieser Zeitraum in eine Übergangsphase gefallen: Nachdem es zuvor lange warm und feucht gewesen war, kündigte die Trockenperiode im mittleren Miozän das langsam heraufdämmernde Eiszeitalter an. (jdo, 24. 11. 2017)