Biken im Tiefschnee ist mit der richtigen Bereifung ein Kinderspiel.

Foto: Steffen Arora

Den Hometrail im Winter neu entdecken.

Foto: Steffen Arora

Innsbruck – Blauer Himmel und glitzernder Pulverschnee. Die besten Voraussetzungen für eine Mountainbike-Runde am Hometrail. Vorausgesetzt, man hat die dafür nötige Bereifung parat. Die ist entscheidend, um den Grip auf vereistem Terrain zu garantieren. Daher bieten die großen Reifenhersteller längst Spikereifen für Mountainbikes an. Zu stolzen Preisen.

Doch es geht auch günstiger. Wer ein Mindestmaß an handwerklichem Geschick aufweist, kann sich einen Satz Spikereifen selbst zusammenbasteln. Alles, was man dazu braucht, sind zwei alte Mäntel, eine Familienpackung Spax, Panzertape und einen Akkuschrauber mitsamt kleinem Bohrer.

Winterbiken leicht gemacht. Ein paar Schrauben genügen, um Traktion zu garantieren.
Thaian de lima

Das Prozedere ist einfach erklärt. Man nehme den Mantel und bohre jeden Stollen, den man mit einem Spike versehen will, von der Außenseite an. Dazu einen möglichst dünnen Bohrer verwenden, da diese Löcher nur dazu dienen, den Schrauben beim Eindrehen die Richtung vorzugeben. Daher gilt es auf den richtigen Bohrwinkel zu achten. Wer zwei Akkuschrauber besitzt, ist übrigens klar im Vorteil. Denn beim Selbstversuch musste ich jede Bohrung sofort mit einer Schraube versehen, weil ich auf der schwarzen Innenseite des Mantels die Bohrlöcher nicht wiederfinden konnte.

Vorsicht bei der Schraubenwahl

Die Größe der zu verwendenden Spax hängt vom Mantel ab, den man benutzt. Die Dicke des Stollens muss dabei ebenso berücksichtigt werden wie der Abstand, der zwischen Mantel und Rahmen sowie Gabel bleibt. Beim Hinterrad gilt es vor allem auf die Sitz- und Kettenstrebe zu achten. Ich habe genau das unterschätzt und mir dadurch mit dem Spikereifen ein paar unschöne Schrammen in den Downhiller gefräst.

Vincent Tupin zeigt es vor. So schön kann Downhill im Tiefschnee sein.
Shaperideshoot TV

Sind alle Spax in den Stollen verbohrt, fehlt nur mehr Panzertape zum Abdecken der Schraubenköpfe. Das soll verhindern, dass der Schlauch sich an den Eisenkanten aufreibt. Ich habe dazu die Innenseite des Mantels einfach mit Panzertape austapeziert. Auf das Gewicht darf man dabei nicht achten. Ein selbstgemachter Spikereifen kommt auf knapp zwei Kilo pro Stück – je nachdem, wie viele Schrauben verwendet wurden.

Spikes vor allem an den Rändern

Für den ersten Versuch habe ich an den Außenrändern der Reifen so gut wie jeden Stollen innen auf der Lauffläche, aber nur jeden zweiten mit einer Schraube versehen. Das erwies sich als völlig ausreichend. Wenn der Mantel noch halbwegs Profil aufweist, könnte man auf der Lauffläche wohl gänzlich darauf verzichten. Zumindest würde es das Fahren auf Asphalt erleichtern. Besondere Vorsicht ist beim Aufziehen der Mäntel geboten. Hier kann es zu üblen Verletzungen kommen, wenn man abrutscht. Am besten Schutzhandschuhe tragen.

Schon in den Anfangstagen des Downhillens war Winterbiken ein Thema.
Warren Miller Entertainment

Im Praxistest wussten die selbstgemachten Spikereifen jedoch auf ganzer Linie zu überzeugen. Ich habe sie für mein Downhill-Bike gebastelt, das ich an verschneiten Wintertagen zum Traileinstieg hochschiebe. Zum Uphillen sind die Reifen wohl kaum geeignet, das sie zu schwer sind und die Spikes enorm bremsen würden, nehme ich an. Bergab offenbaren sie hingegen ein neues Fahrgefühl. Wie auf Schienen zieht man damit seine Lines durch den Tiefschnee. Etwaige Eisflächen unter der Schneeschicht sind plötzlich vernachlässigbar.

Fazit: Für den Einsatz im Downhillbereich tun es auch die selbstgebastelten Spikereifen. Wer auf Asphaltstraßen oder befestigten Wegen unterwegs ist, sollte sich besser im Fachhandel nach passenden Produkten erkundigen. Oder haben Sie Ideen für Do-it-yourself-Reifen, die auch im Pendleralltag zu gebrauchen sind? Bitte schreiben Sie Ihre Bastelanleitung ins Forum! (Steffen Arora, 21.11.2017)