Wien – Mit 19 debütierte sie in der New Yorker Carnegie Hall, mit 23 wurde Julia Fischer zur jüngsten Professorin Deutschlands. In der Saison 2017/18 ist die inzwischen 34-Jährige Artist in Residence der Symphoniker, nun spielte sie mit Chefdirigent Philippe Jordan beim lockeren Konzertausklang im Rahmen der Reihe Fridays@7 auch vierhändig am Klavier – vor allem aber stand sie als Solistin bei Mendelssohn Bartholdys Violinkonzert im Rampenlicht. So bilderbuchhaft sich ihre Karriere liest, so mustergültig auch ihr Spiel: in Perfektion, die sich kaum vom CD-Erlebnis unterscheidet und auch ein bisschen steril wirkt.

Bei dem Einführungsgespräch schwärmte Fischer davon, wie leidenschaftlich Jordan bei der Sache sei – das war bereits bei Beethovens Coriolan-Ouvertüre zu überprüfen. Der Beethoven-Zyklus der letzten Spielzeit klingt hier nach, der Anfang 2018 wiederholt wird – auch im Zusammenhang mit der Gesamtaufnahme, in deren Rahmen kürzlich die 1. und 3. Symphonie erschienen sind.

Das Allegro con brio nahmen Dirigent und Orchester im Konzerthaus ernst – und dennoch ließe sich die Coriolan-Ouvertüre aufwühlender und beunruhigender angehen. Auch Mahlers 1. Symphonie war sorgsam vorbereitet und wurde größtenteils tadellos auf den Punkt gebracht – genau das Auf-den-Punkt-Bringen brachte jedoch tendenziell mehr den Eindruck brillanter Sicherheit mit sich, als dass nach jenen Ausdrucksextremen gesucht wurde, die Mahlers Partitur fordert.

Besonders die "Naturlaute" des 1. Satzes wurden gar zu konkret hingestellt – dort, wo sie eher eine Ahnung sein sollten, erklangen sie statt im geforderten Pianissimo in einem recht massiven Mezzopiano- bis Mezzofortebereich. Am anderen Ende des dynamischen Spektrums wirkte der finale triumphale Durchbruch eher kontrolliert als stürmisch bewegt. Ansonsten jedoch zeigte sich das Orchester in Präzision und Spiellaune verbindender Höchstform. (Daniel Ender, 20.11.2017)