1942 wurde die Widerstandsbewegung der Kärntner Slowenen im Raum Eisenkappel / Železna Kapla von der Gestapo aufgedeckt, hunderte Personen wurden verhaftet. Ein Ereignis, das auch auf die Familie des Schriftstellers Florjan Lipuš (geboren 1937) Auswirkungen hatte.

Sein Vater war zur Wehrmacht eingezogen worden, die Mutter hatte 1943 eine als Partisanen verkleidete Gruppe von Gestapo-Agenten bewirtet und war daraufhin ins KZ Ravensbrück deportiert und ermordet worden. Dieses traumatische Ereignis ließ Florjan Lipuš keine Ruhe und brachte ihn zur Literatur. Dass er nur in slowenischer Sprache schreibt, ist auch ein politisches Statement.

Lipuš sollte eigentlich Pfarrer werden, später hat er in seinen Texten die heimatlichen Dörfer als Orte beschrieben, die stark vom Katholizismus geprägt sind. Auch ist dies ein wiederkehrendes Thema seiner Bücher, etwa des 1972 in Slowenien publizierten Romans Zmote dijaka Tjaža, der 1981 unter dem Titel Der Zögling Tjaž in der Übersetzung von Helga Mračnikar und Peter Handke auf Deutsch erschien und mit dem der Autor den Durchbruch schaffte.

Der Protagonist ist ein Junge, der aus der Provinz in ein katholisches Internat kommt und so einem Herrschaftssystem ausgesetzt ist, das keine Menschlichkeit zeigt. Das Leben zwischen ersten Glücksmomenten der Liebe, den Nöten des Erwachsenwerdens und dem Horror der Provinz hat Lipuš in Seelen ruhig (Jung und Jung, im Original: Mirne duše, Übersetzung: Johann Strutz) nachgezeichnet. In Graz liest er am Dienstag daraus. Dazu wird Ich schreibe, um mich selbst zu retten. Florjan Lipuš im Porträt gezeigt, eine Doku der TV-Journalistin Katja Gasser, die mit dem Dichter sprechen wird und den Abend moderiert. (dog, 20.11.2017)