Die Brosche aus Lodz ist einer "Brot-Karte" nachempfunden. Auf der Rückseite ist der Text "Für die liebe Heli zu unserem sechsten Hochzeitstag. Pawel." eingraviert.

Fotos: APA/AFP/'Foundation of Memory Sites near Auschwitz-Birkenau (FPMP)

Warschau – Eine seltene in Lodz gefertigte Brosche erzählt vom Leben im Ghetto. Das Schmuckstück war nach dem Krieg in der Nähe des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau gefunden worden und wurde nun einer Stiftung übergeben. Sie trägt eine Inschrift, die vermuten lässt, dass es sich um ein Geschenk zum Hochzeitstag eines gewissen "Pawel" an seine Frau "Heli" handelt. Die aus rostfreiem Stahl gefertigte Brosche ist einer Rationskarte für Brot nachempfunden.

Auf der Vorderseite ist unter der Inschrift "Brot-Karte" der Name Hinda Weiksel und die Adresse Hanseaten 42 im Ghetto der Stadt Lodz, von den Nazis in Litzmannstadt umbenannt, zu lesen. Auf der Rückseite steht auf Polnisch "Für die liebe Heli zu unserem sechsten Hochzeitstag. Pawel" sowie das Datum "15. August, 1937-1943".

Kostbares Brot

Sogenannte Brotkarten dienten in den Ghettos der von der Wehrmacht besetzten Städte als Ausweis und zur Rationierung von Nahrungsmitteln. "Brot war sehr kostbar im Ghetto, entscheidend über Leben und Tod. Diese Brosche war deshalb ein höchst symbolisches Liebesgeschenk", erklärte Dagmar Kopiasz von der polnischen Stiftung für Gedenkstätten am Montag.

Laut Kopiasz fand eine Familie, die in der Nähe des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau lebte, die Brosche nach dem Krieg in einem Müllhaufen. Ein Mitglied der Familie habe die Brosche nun der Stiftung übergeben. Auch wenn es keine Belege für das Schicksal von Hinda Weiksel gibt, wird davon ausgegangen, dass sie zusammen mit zehntausenden weiteren Bewohnern des Ghettos von Lodz nach Auschwitz deportiert und dort getötet wurde.

Kunsthandwerker Chaim Klieger

In der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem ist bereits eine ähnliche Brosche ausgestellt, die einer Brotkarte des Ghettos von Lodz nachempfunden ist. Der Webseite des Museums zufolge stellte der Kunsthandwerker Chaim Klieger das Stück aus Silber für seine Schwester Sara her. Trotz der bemerkenswerten Ähnlichkeit sei bisher nicht klar, ob Klieger auch die Brosche von Hinda Weiksel herstellte, sagt Kopiasz. (APA, red, 22.11.2017)