Wien – Um Gefäßschäden bei Diabetikern und dem damit einhergehenden Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen vorzubeugen, fordert die Österreichische Gesellschaft für Internistische Angiologie (ÖGIA) die Einführung eines Früherkennungsprogrammes. Ein solches sei kosteneffizient und leicht umzusetzen, sagte ÖGIA-Präsident Gerit-Holger Schernthaner am Dienstag im Rahmen einer Pressekonferenz in Wien.

Seit dem Jahr 2000 hat sich die Zahl der weltweit an Diabetes erkrankten Menschen auf gegenwärtig rund 451 Millionen verdreifacht, so Schernthaner. Derzeit entstünden dadurch Kosten von 850 Milliarden Dollar (721,50 Mrd. Euro) pro Jahr. Eine heuer präsentierte dänische Studie zeige, dass junge Menschen unter 35 Jahren mit Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2 von einer fünf Mal so hohen Sterblichkeitsrate sowie einem siebenfach erhöhten Risiko eines plötzlichen Herztodes betroffen sind im Vergleich zu jungen Menschen ohne Diabeteserkrankung.

Hausärzte mit Ultraschallgeräten ausstatten

Früherkennungsprogramme helfen sowohl die Mortalitätsrate als auch die Kosten zu senken, wie ein in Dänemark durchgeführtes Screening-Programm zeige, das laut ÖGIA als Vorbild für Österreich dienen könnte. Vaskuläre Diabetes-Komplikationen und Amputationsraten werden reduziert und die Lebensqualität der Betroffenen verbessert, ist Schernthaner überzeugt.

"Die Probleme entstehen bereits in der prädiabetischen Phase", erklärte Schernthaner, "schon da müsste man die Menschen scannen. Die Prävention der Komplikationen wäre wichtiger als die Behandlung." Im vorgestellten dänischen Modell wurden Hausärzte u.a. mit relativ simplen Ultraschallgeräten ausgestattet und kontrollierten bei ihren Patienten etwa Hals- und Bauchschlagader auf Veränderungen. Nebenwirkungen für die Patienten gebe es nicht. Die Mortalitäts- und Amputationsraten seien reduziert worden, die Kosten mit rund 2.148 Euro pro QALY (quality-adjusted life year) sehr effizient. Da das dänische Gesundheitssystem dem österreichischen ähnelt, sei das Modell durchaus umzulegen, so Schernthaner.

Vorgeschlagen wird ein solches Screening für Prädiabetiker, Diabetiker und Menschen mit Adipositas ab dem 40. Lebensjahr (bei Typ 1 ab dem 30. Lebensjahr), für alle anderen ab dem 50. Lebensjahr. Mindestmaß wäre eine einmalige Untersuchung, besser wären regelmäßige Intervalle, etwa alle fünf Jahre. Für nächste Schritte zur Umsetzung werde man das Gespräch mit dem nächsten Gesundheitsminister suchen, kündigte Schernthaner an. (APA, 21.11.2017)