Mit seinem Riesenlutscher kann Bobby Riggs (Steve Carell) in "Battle of the Sexes" gegen Billie Jean King (Emma Stone) einpacken.

Foto: Twentieth Century Fox

Wien – Bobby Riggs war nicht gut vorbereitet. Als der amerikanische Ex-Tennisprofi am 20. September 1973 in Houston gegen die Weltbeste im Damentennis antrat, nahm das selbsternannte Machoschwein die Partie gegen Billie Jean King nicht unbedingt ernst. Außerdem hatte er bereits zuvor beim "Muttertagsmassaker" Kings stärkste Konkurrentin, die Australierin Margaret Court, vom Court gefegt und seiner Ansicht nach bewiesen, wohin die Frauen gehören: als Heimchen an den Herd und ins Bett.

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Dass King und eine kleine Schar Kolleginnen mit der drei Jahre zuvor gegründeten WTA dasselbe Preisgeld verlangten wie die Herren ("Die Spiele der Männer sind spannender"), betrachtete nicht nur Riggs als Chuzpe. Also sollte 30.000 Zuschauern im Stadion und 90 Millionen an den Fernsehgeräten endlich gezeigt werden, wo der Barthel den Most holt.

Im Gegensatz zu Borg/McEnroe, der sich erst vor wenigen Wochen dem Duell zwischen besonnenem Meister und hitzigem Newcomer widmete, legt Battle of the Sexes – wie bereits sein Titel postuliert – den Fokus auf den medial hochgepushten Kampf der Geschlechter, wobei nicht nur die Rollen, sondern auch die Sympathien klar verteilt sind.

Bunte Pillen

Wobei: Wenn sich Steve Carell als Großmaul Riggs im Training zwecks Gewichtsreduktion in seinen hässlich glänzenden Ganzkörperoverall zwängt, bunte Pillen aus dem Einmachglas einwirft, Schafe über den Tennisplatz jagt und im Babykostüm posiert, dann will man nicht glauben, dass an diesem Mann alles nur schlecht gewesen sein kann. Wohingegen Emma Stone als selbstbewusste Billie Jean King keine Sekunde daran zweifeln lässt, dass der Tennissport für sie die wichtigste Sache der Welt ist.

Battle of the Sexes erzählt davon, wie ein sportliches und mediales Ereignis zu einem gesellschaftspolitischen wird, indem den Protagonisten von beiden Lagern dafür die große Bühne geboten wird. "Die Zeiten ändern sich, und du hast sie gerade verändert", meint der für die Damen die Tenniskleider entwerfende schwule Modedesigner zu King nach ihrem Sieg. "Und irgendwann werden wie leben, wie wir wollen."

Dass Battle of the Sexes in erster Linie als Message-Movie funktionieren und als solches auch verstanden werden soll, daran hält das Regieduo Jonathan Dayton und Valerie Faris (Little Miss Sunshine) von der ersten bis zur letzten Minute fest. Kings Kampf für Gleichberechtigung gleicht allerdings einem dramaturgischen Malen nach Zahlen, bei dem die Vorlage gewissenhaft ausgefüllt wird: die Auseinandersetzung mit dem Welttennisverband, dem Bill Pullman ein so arrogantes wie uneinsichtiges Antlitz verleiht; der von King und Kombattantinnen daraufhin ins Leben gerufene Virginia Slims Circuit, der mediales Echo generiert; und nicht zuletzt Kings Privatleben, in dem Ehemann Larry (Austin Stowell) den selbstlosen Assistenten mimt, der auch die lesbische Liebesaffäre seiner Frau zu ihrer persönlichen Friseuse Marilyn (Andrea Riseborough) in Kauf nimmt.

Zwischen den Genrefronten

Dadurch gerät Battle of the Sexes allerdings immer stärker zwischen die Fronten von Sportlerinnendrama, Biopic, Mediensatire, Liebesfilm und einer Nebenerzählung mit Comedy-Einschüben, in der Riggs als egozentrischer und narzisstischer Glücksspieler seiner Sucht frönt.

So wie das von Riggs ausgerufene Duell "Macho gegen Emanze" mit einem eindeutigen Ergebnis nach drei Sätzen endete, so schließt auch Battle of the Sexes mit einem unmissverständlichen Statement: Jede Zeit verlangt nach ihren Helden, und Anfang der 1970er-Jahre war es dringend notwendig, dass es sich dabei um eine Heldin wie Billie Jean King handelte. Dafür ist es wichtig, dass Momente der Schwäche in der Garderobe ausgesessen, jene der Stärke hingegen auf dem Centercourt ausgespielt werden. (Michael Pekler, 22.11.2017)