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Der Syrer Ahmad Shamieh soll von Slowenien nach Kroatien gebracht werden.

Foto: Picturedesk

Ahmad Shamieh hört nicht auf zu betonen, dass er bereit sei, in Slowenien jegliche Arbeit anzunehmen. Der 45-Jährige meint, er könne sowohl als Autowäscher, als Mechaniker, als Fahrer oder auch als Friseur arbeiten. Dabei zweifelt ohnehin niemand an der Integrationswilligkeit des Mannes aus dem syrischen Darayya in der Nähe von Damaskus. Das Problem ist ein ganz anderes: Slowenien ist laut der Dublin-Verordnung ganz einfach nicht für Shamieh zuständig – sondern das Nachbarland Kroatien.

Dem Syrer wurde dies offenbar nicht ausreichend erklärt, als er im Zuge der Flüchtlingswelle Anfang 2016 nach Europa kam. Weil nach Griechenland nicht abgeschoben werden durfte, war während der Zeit, als der Korridor bis Mitteleuropa noch offen war, Kroatien als erster EU-Staat für viele Migranten zuständig. Nun macht es tatsächlich keinen großen Unterschied, ob Shamieh in Ljubljana oder im 140 Kilometer entfernten Zagreb lebt. So einer wie er wird sich dort und da gut integrieren können – so viel ist sicher.

Doch der Fall Shamieh ist in Slowenien zum Politikum geworden. Ähnlich wie im Fall von Arigona Zogaj vor zehn Jahren in Österreich diskutiert mittlerweile die ganze Nation mit. Sogar das politische Schicksal von Regierungschef Miro Cerar steht auf dem Spiel. Cerar setzt sich nämlich für Shamieh ein, um linke Stimmen zu gewinnen. Der Vorbildmigrant nennt Slowenien schließlich sogar seine "zweite Heimat".

Auch die Rechten ereifern sich

Die Rechten politisierten den Fall wiederum, um bei den Migrationsgegnern zu punkten. Der mediale Druck auf den Syrer ist enorm – um dessen Wohlbefinden scheint es schon lange nicht mehr zu gehen.

In Darayya hatte Shamieh eine Mechanikerwerkstatt, die Familie lebte gut. Als er 2016 an der österreichischen Grenze zurückgewiesen wurde und in einem Flüchtlingsheim in Ljubljana landete, lernte er sofort Slowenisch und arbeitete in der Flüchtlingsintegration. Auch deshalb bekommt er von Helfern, Künstlern und Medien Unterstützung, um seine Abschiebung nach Kroatien zu verhindern.

Zurzeit befindet sich Shamieh im Spital. So kann er noch für eine Zeit in Slowenien bleiben. Geht Shamieh allerdings ins Flüchtlingsheim zurück, wird er wahrscheinlich sofort abgeschoben. Seine Bekanntheit könnte ihm sogar zum Verhängnis werden: Schließlich wird auch die politische Rechte das Vorgehen der Behörden genau beobachten. (Adelheid Wölfl, 21.11.2017)