Der Xperia Touch kann beispielsweise in der Küche aufgestellt werden, um eine Kochanleitung zu zeigen. Allerdings sollte man es nicht wie hier machen – das Gerät steht zu nahe am Herd und die Wand eignet sich nicht sehr gut für das Projektionssystem.

Foto: Standard/Riegler

Das Einschalten bringt ein Wow-Erlebnis. Wirft man den Projektor an, erwartet man zunächst einen langwierigen Setup-Prozess oder zumindest die eine oder andere Unklarheit, wie das Ding in Gang zu bekommen ist. Aber nichts da. Einschalten und nach etwa etwa einer halben Minute strahlt einem vom Tisch die Benutzeroberfläche von Android 7 entgegen. Sonys Xperia Touch funktioniert überraschend gut, zeigt im Detail aber Schwächen.

Oberfläche wird in kurzem Abstand projiziert

Das Gerät projiziert in kurzem Abstand ein Bild zwischen 23 und 80 Zoll auf Oberflächen wie Tische, Böden und Wände. Mittels Infrarotsensor und Kamera erkennt er Toucheingaben auf dieser projizierten Fläche. Die Bedienung erfolgt wie auf einem Smartphone oder Tablet mit Multioucheingabe – man tippt einfach die Icons oder Bedienelemente an. Eine Kalibrierungs-App hilft, dass das Gerät auf Oberfläche und Toucheingaben der Nutzer abgestimmt wird.

Die Bedienung funktioniert auf den ersten Blick erstaunlich gut. Das Gerät reagiert wie bei einem echten Touchscreen sofort – als wäre der Bildschirm direkt in der Oberfläche eingebaut, auf der man gerade herumtapst. Nach der ersten Euphorie machen sich allerdings erste Mängel dieser Art der Bedienung bemerkbar. Das Gerät muss auf einer komplett ebenen Oberfläche stehen und die Fläche, auf die das Bild projiziert wird, muss sehr glatt sein.

Die Anzeige ist nur in mäßig beleuchteten Umgebungen gut sichtbar. Auf einer normal verputzten Wand etwa wirkt das Bild aber schon zu grobkörnig und auch die Toucheingabe funktioniert dort nicht optimal. Immerhin: für einen hellen Holzboden bei Tageslicht reicht die Darstellung. Der Xperia Touch hat eine Helligkeit von 100 Lumen und ein Kontrastverhältnis von 4.000:1.

Projektion auf eine weiße Tischfläche bei künstlichem Licht – die Oberfläche ist nicht besonders gut zu erkennen.
Foto: Standard/Riegler
Projektion in einem Raum ohne künstliche Licht quelle und indirektem Tageslicht.
Foto: Standard/Riegler

Für Tisch, Boden oder Wand

Die Projektion ist auf zwei Arten möglich – auf die Fläche, auf der der Projektor steht, oder eine Wand, vor die er gestellt wird. Je nachdem, mit welcher Seite man das Gerät nach oben hinstellt. Daraus ergeben sich viele interessante Nutzungsszenarien. Am Boden oder Tisch kann der Projektor beispielsweise zur Spielfläche mit mehreren Leute werden. Im Arbeitszimmer wird er zum Kalender, Uhr und Pinnwand. Im Wohnzimmer zum Beamer für Videos und Fotos. In der Küche kann er zum Abspielen von Kochvideos genutzt werden (sofern man aufpasst, dass kein Wasser oder heißes Fett auf das Gehäuse spritzt).

Ändert man die Position, wird die Projektion automatisch beendet und nach einige Sekunden wieder gestartet, wenn das Gerät wieder vor oder auf einer Fläche aufgestellt wird. Allerdings sollte man bei einer neuen Oberfläche nochmals eine Kalibrierung durchführen.

Auf die Wand projiziert, wird das Bild auf bis zu 80 Zoll vergrößert – je nach Abstand zwischen Wand und Projektor. Leider ist die Auflösung von 1.366 x 768 Pixel nicht sehr hoch. Hochauflösende Spielfilme und Serien damit anzusehen, macht keine große Freude. Bei der Projektion auf eine Wand kann das Gerät (nach dem Update auf Android 7.1.1) auch mittels Gesten bedient werden. Das Tracking wird aktiviert, indem man sich vor den Projektor stellt und den Zeigefinger in die Luft hält. Will man beispielsweise auf ein Objekt klicken, muss man Zeigefinger und Daumen aufrecht zusammenführen. Die Gestensteuerung funktioniert jedoch nicht mit allen Apps und auch nur in begrenztem Umfang. Praktisch: Befindet sich der Projektor im Stand-by-Modus schaltet es sich dank eines Annäherungssensors automatisch ein, wenn man davor steht – allerdings auch bei vorbeihuschenden Katzen.

Das Gerät selbst ist sehr kompakt, das Design passt ebenso ins Arbeits- wie ins Wohnzimmer. Allerdings ist der Projektor im Betrieb recht laut. Zudem liegt nur ein sehr kurzes Ladekabel bei. Das Gerät ist zwar mit einem Akku ausgestattet. Dieser hält allerdings bei Wiedergabe eines Videos nur etwa eine Stunde.

Die Projektion auf eine Wand sieht zwar gut aus, die Bedienung ist dort allerdings nicht so reibungslos, da die Oberfläche nicht glatt genug ist.
Foto: Standard/Riegler

Software und Ausstattung

Android ist in Version 7 weitgehend ohne gröbere Veränderungen durch Sony vorinstalliert. Es kann ganz normal wie bei einem Smartphone aktualisiert werden. Über den Play Store stehen alle Apps zur Verfügung, die man auch vom Smartphone kennt. Eine nette Idee: auf dem zweiten Homescreen ist eine Art Pinnwand-Widget vorinstalliert, auf dem man Fotos oder "Notizzettel" mit kleinen Zeichnungen anbringen kann.

Die Verbindung ins Internet erfolgt mittels WLAN. Ein Slot für Speicherkarten, HDMI- und USB-C-Anschluss sowie Bluetooth und NFC sind ebenfalls vorhanden. Dank einer 13-Megapixel-Kamera und Mikrofon können auch Videotelefonate geführt werden. Der integrierte Stereo-Lautsprecher gibt den Ton in relativ guter Qualität wieder.

Fazit

Der Xperia Touch funktioniert trotz einiger Probleme erstaunlich gut – sofern man darauf achtet, dass er mit einer geeigneten Oberfläche genutzt wird. Es ist eine nette, aber mit 1.500 Euro ziemlich teure Spielerei für Nutzer, die gerne etwas Neues ausprobieren und kein Problem damit haben, dafür etwas tiefer in die Tasche zu greifen. (Birgit Riegler, 3.6.2018)