Der Staat muss nach Einschätzung der deutschen Entschlüsselungsbehörde Zitis die Möglichkeit haben, bei Cyberangriffen digital zurückzuschlagen. "Als Bürger erwarte ich, dass unser Staat auch bei neuartigen digitalen Bedrohungen handlungsfähig bleibt", sagte Zitis-Chef Wilfried Karl dem "Spiegel" nach einer Vorausmeldung vom Mittwoch.

Als Beispiel nannte er die Cyberattacke auf den Bundestag, bei der 2015 große Mengen von Daten gestohlen wurden und für den die Sicherheitsbehörden Russland verantwortlich machen. "Wäre es nicht wünschenswert, entwendete Dateien und Dokumente zumindest auf den Servern der Diebe zu löschen?", fragte Karl. Er verwies auf ein Gesetz in der Schweiz, das den dortigen Geheimdiensten derartige Hackbacks bereits unter bestimmten Voraussetzungen erlaube.

Verfassungsschutz äußerte ähnliche Forderung

Ähnliche Forderungen hatte bereits der Chef des Bundesverfassungsschutzes, Hans-Georg Maaßen, erhoben. "Wenn wir als Inlandsnachrichtendienst erkennen, dass (...) der Bundestagsserver gehackt ist und die Daten abfließen auf einen ausländischen Server, muss es im Sinn einer Nacheile möglich sein, diese Daten löschen zu können, bevor sie weiterverbreitet werden", erklärte er im Oktober. Der Grünen-Politiker Konstantin von Notz äußerte sich dagegen skeptisch. "Verteidigung ist im Cyber-Bereich die beste Verteidigung", sagte er dem "Spiegel". "Angriffe sind rechtlich wie praktisch maximal problematisch und sollten nicht legalisiert werden."

Zitis ist eine neue Behörde, die als Dienstleister der Sicherheitsbehörden das technische Know-how mit Blick auf den Cyberraum bündeln soll. Zu ihren Aufgaben zählt die Entwicklung technischer Werkzeuge im Kampf gegen Terrorismus, Internetkriminalität und Cyberspionage. (APA, 22.11.2017)