Sabine Matejka wird neue Präsidentin der Richtervereinigung.

Foto: Christine WEINBERGER

Es war eines der kontroversiellsten Themen, die die heimische Richterschaft in den vergangenen Jahren angerissen hat: religiöse Symbole im Gerichtssaal. Und dessen nahm sich nicht der bisherige Chef der Standesvertretung, sondern Sabine Matejka an. In der Öffentlichkeit und der Politik wurde in diesem Jahr ausschließlich über Kopftuchverbote diskutiert. Die Vizepräsidentin der Richtervereinigung predigte hingegen sachlich die Rechtsgrundlagen im säkularen Staat, erklärte geduldig, dass es nicht um Musliminnen im Speziellen, sondern um eine einheitliche Regelung gehe – semper idem!

Matejka ist auf ihre neue Rolle als Sprecherin der österreichischen Richterinnen und Richter jedenfalls bestens vorbereitet. Sie weiß inzwischen, wie Politik und Medien ticken – und kann selbst "klar und standhaft argumentieren", wie es eine Standeskollegin formuliert. Heute, Donnerstag, wird sie zur Präsidentin der Richtervereinigung gewählt. Eine Formsache. Traditionell schickt die Vertretung nur einen Kandidaten ins Rennen, sie hat also keine Konkurrenz.

Die 43-Jährige sieht sich selbst als spätberufene Juristin. Familiär sei sie "diesbezüglich nicht vorbelastet" gewesen, nach der Matura inskribierte sie zuerst einmal Anglistik und Germanistik, bevor sie zu den Rechtswissenschaften fand. Richterin wollte sie damals noch gar nicht werden. Im Studium bekomme man von der Praxis nicht viel mit, sagt Matejka, ihr Interesse sei dann erst während des Gerichtsjahrs so richtig geweckt worden.

Aktuell arbeitet Matejka am Bezirksgericht Wien-Leopoldstadt und ist dort vor allem mit Zivil-, Wohn- und Mietrechtsfällen beschäftigt. Zuvor war sie auch schon als Familienrichterin tätig – einer der härtesten Jobs, wie es unter Juristen heißt, weil einen die behandelten Causen oft nicht loslassen. Der Beruf erfordere Ausgleich, ist auch Matejka überzeugt. Sie gehe gerne laufen, koche viel und habe einen kleinen Garten, den sie pflege. Außerdem würden sie und ihr Mann gerne reisen.

Das wird sie in nächster Zeit allerdings auch immer wieder alleine tun. Als österreichische Delegierte in der europäischen und internationalen Richtervereinigung war sie gerade erst in Chile, zweimal jährlich "Minimum" besuche sie Konferenzen im Ausland. In Österreich sieht sie große Aufgaben vor sich: das Vertrauen der Bevölkerung in die Gerichte stärken und auf Populismus angemessene Antworten finden. (Katharina Mittelstaedt, 22.11.2017)