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Saad al-Hariri winkt aus dem Fenster seiner Residenz in Beirut.

Foto: AP/Hussein

Beirut/Teheran – Der libanesische Ministerpräsident Saad al-Hariri hat seine Landsleute angesichts der politischen Krise in der Region zur Einheit aufgerufen. Die Krise sei ein Weckruf für alle Libanesen mit unterschiedlichen politischen Loyalitäten, den Libanon an die erste Stelle zu setzen, sagte Hariri am Donnerstag bei einer Bankenkonferenz in Beirut. "Die Probleme um uns herum sind wichtig, aber der Libanon ist wichtiger."

Im Libanon leben Angehörige zahlreicher religiöser Strömungen. Das Land droht immer wieder zum Spielball der Interessen seiner Nachbarstaaten zu werden.

Konflikt mit Hisbollah als Auslöser

Hariri hatte Anfang des Monats bei einem Besuch in Saudi-Arabien überraschend seinen Rücktritt erklärt und war erst am Dienstag wieder zurückgekehrt. Die nach wie vor ungeklärten Umstände der Rücktrittserklärung lösten eine politische Krise im Libanon aus und ließen die Rivalität zwischen Saudi-Arabien und dem Iran deutlich werden. Am Mittwoch hatte Hariri seinen Rücktritt auf Bitten von Präsident Michel Aoun aufgeschoben.

Ein wesentlicher Grund für die Spannungen im Libanon ist der große Einfluss der vom Iran unterstützten schiitischen Hisbollah. Hariri hatte vor einem Jahr mit der Hisbollah eine Koalitionsregierung gebildet. Bei seinem Rücktritt erhob der Sunnit schwere Vorwürfe gegen die Hisbollah und beschuldigte sie, den Libanon dominieren zu wollen und ihm nach dem Leben zu trachten. Die Hisbollah hat sich die Vernichtung Israels auf die Fahnen geschrieben und im Libanon ein umfangreiches Waffenarsenal aufgebaut.

Enwaffnung der Hisbollah für Iran "nicht verhandelbar"

Eine Entwaffnung der Hisbollah kommt für den Kommandanten der iranischen Revolutionsgarden, Mohammad Ali Jafari, aber nicht infrage. Das sei "nicht verhandelbar", sagte Jafari am Donnerstag im iranischen Staatsfernsehen. Zugleich kündigte er an, dass die Revolutionsgarden eine "aktive Rolle" bei der Umsetzung eines Waffenstillstands in Syrien spielen wollen. Die Revolutionsgarden sind der einflussreichste Teil der iranischen Sicherheitskräfte. Sie haben auch die Kontrolle über Teile der iranischen Wirtschaft und verfügen über erheblichen politischen Einfluss.

Der Iran unterstützt die Hisbollah im Libanon, die im Irak und Syrien außerdem gegen die mittlerweile weitgehend zurückgedrängte sunnitische IS-Miliz kämpft. Jafari lehnte außerdem jedes Gespräch mit dem Westen über das Raketenprogramm des Iran ab. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron habe einen entsprechenden Vorschlag nur gemacht, weil er "jung und unerfahren sei", sagte Jafari. (APA, Reuters, red, 23.11.2017)