Vergessene Kostbarkeiten aus dem Grab von Tutanchamun

Man sollte meinen, dass alle Schätze aus dem Grab von Pharao Tutanchamun bekannt und gut untersucht sind – doch dem ist nicht so: Howard Carter, der die Grabstätte 1922 entdeckt hatte, hat einen Teil der Funde in einer Kiste verstaut, die im Magazin des Ägyptischen Museums in Kairo abgestellt worden war und erst vor wenigen Jahren unverhofft wieder aufgetaucht ist. Nun haben Tübinger Wissenschafter im Rahmen eines deutsch-ägyptischen Projekts erstmals den Inhalt dieser Kiste genauer analysiert. Es handelt sich vor allem um verzierte Goldbleche, die einst vermutlich Pfeilköcher, Bogenkästen und Zaumzeug schmückten.

Die Restauratoren Christian Eckmann und Katja Broschat vom Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz setzten aus den zahlreichen Fragmenten in mühsamer Kleinarbeit 100 annähernd vollständige Bleche zusammen. Bei der Untersuchung der Stücke gelang es den Forschern ägyptische Motive von solchen zu unterscheiden, die einem "internationalen", orientalisch beeinflussten Motivkanon zuzurechnen sind. Dazu zählen Darstellungen von Tierkämpfen und Ziegen am Lebensbaum, die der ägyptischen Kunst eigentlich fremd sind ‒ sie müssen aus dem Vorderen Orient nach Ägypten gekommen sein. Nach der derzeitigen Erstpräsentation der Objekte in Kairo werden diese künftig im neuen Grand Egyptian Museum nahe den Pyramiden von Gizeh gezeigt.

Foto: RGZM, DAI Kairo und Universität Tübingen

Neutronenstern benimmt sich rätselhaft

Der Krebsnebel ist der Überrest einer spektakulären Supernova, die im Jahr 1054 im Sternbild Stier aufleuchtete. Die Sternexplosion hinterließ im Zentrum den Krebspulsar, einen Neutronenstern von 1,4 bis 2 Sonnenmassen mit einem Durchmesser von nur 10 bis 30 Kilometern, der den Forschern Rätsel aufgibt: Der exotische Himmelskörper zeigte eine Art Flackern im Gammalicht, das sich nicht durch das Elektron-Positron-Plasma des Pulsarwinds, den der Stern abgibt, erklären lässt. Die beiden Astrophysiker John Kirk und Gwenael Giacinti vom Heidelberger Max-Planck-Institut für Kernphysik haben nun eine Theorie, was das Phänomen verursachen könnte.

Die Forscher vermuten, dass Fluktuationen im Pulsarwind "Blasen" im Plasma mit erheblich geringerer Dichte bilden. Die plötzliche Verringerung der Anzahl von Ladungsträgern wirkt demnach so ähnlich, wie bei einem induktiven Stromkreis die Unterbrechung des Stroms eine Spannungsspitze erzeugt. Treffen diese hochenergetischen Elektronen und Positronen auf die äußeren Bereiche des Krebsnebels, so werden sie dort magnetisch abgelenkt und geben ihre Energie in Form von Synchrotronstrahlung ab, die dann als hochenergetisches Gammalicht beobachtet wird.

Foto: NASA

James Webb meistert eine wichtige Hürde

Nach jahrelangem Warten zeigt sich nun endlich Licht am Ende des Tunnels: Der um ein Vielfaches leistungsfähigere Nachfolger des Hubble-Weltraumteleskops, das James Webb Telescope, soll bei planmäßigem Ablauf in rund eineinhalb Jahren ins All geschossen werden. Nun hat das Infrarot-Instrument zur Beobachtung ferner Welten einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg zu seiner Bestimmung hinter sich gebracht. Am vergangenen Wochenende öffneten sich die 40 Tonnen schweren Tore einer Vakuumkammer, in der das Teleskop einen entscheidenden, fast 100 Tage dauernden Kältetest durchstehen musste.

Die Untersuchung sollte nachweisen, dass die Technik auch unter den erwarteten Weltraumbedingungen einwandfrei funktioniert – und das tat sie auch. "Nach 15 Jahren der Planung und Dank des Einsatzes von Hunderten Menschen war der OTIS Kryogenik-Test ein außerordentlicher Erfolg", sagte Bill Ochs, Projektmanager am Goddard Space Flight Center der Nasa in Greenbelt, Maryland. "Dies ist einer der bedeutendsten Schritte auf dem Weg zum Start des Teleskops."

Foto: NASA/Chris Gunn

Dem wuchernden Nadelkraut das Dasein versalzen

Ein Einwander aus Neuseeland wird in manchen Regionen Europas ein buchstäblich wachsendes Problem: Das Nadelkraut (Crassula helmsii) ist eine Sumpfpflanze, die sich inzwischen auch auf der Nordseeinsel Norderney an und in flachen Gewässern teppichartig ausbreitet. Im aktuellen Verbreitungsgebiet der bis zu 15 Zentimeter großen Pflanze sind einige Rote-Liste-Arten zu finden, die zunehmend verdrängt werden. Markus Prinz und sein Team von der Universität Oldenburg ist nun der Frage nachgegangen, ob und wie diese Pflanze gestoppt werden kann.

Das Herausreißen der Pflanzen sei dabei kein Mittel der Wahl – zu groß ist die Gefahr einer unbeabsichtigten weiteren Verbreitung. Prinz' bisherige Untersuchungen zeigen aber einen möglichen anderen Weg auf: Erhöht sich der Salzgehalt des Bodens, beginnt das Nadelkraut zu kümmern. Abschattung setzt es unter zusätzlichen Stress. Freiland- und Laborversuche deuten darauf hin, dass eine kontrollierte Versalzung der betroffenen Flächen den ursprünglichen Bewuchs weitgehend erhalten, das Nadelkraut aber zurückdrängen könnte.

Foto: Markus Prinz, ICBM

Edelstein auf acht Beinen

Solche schillernden Farben kennt man normalerweise eher von manchen Schmetterlingen: Der Biologe Andrew Snyder von der University of Mississippi hat im Regenwald von Guyana eine wahre Schönheit von Vogelspinne in schimmerndem Kobaltblau entdeckt. Der Fund sei laut Snyder nicht nur eine Augenweide (einige würden vielleicht widersprechen), er illustriere auch, wie wichtig der Erhalt der tropischen Habitate sei. Die Vogelspinne ist nur eine von Dutzenden neuen Arten, die die Forscher während einer Untersuchung im Kaieteur National Park im Zentrum des südamerikanischen Landes identifiziert haben. Zwar werden beinahe täglich neue Spezies entdeckt, dass hier aber in kurzer Zeit über 30 bis dahin unbekannte Arten auf einem kleinen Gebiet gefunden wurden, sei laut Snyder eine Besonderheit.

Foto: Andrew Snyder

Agung stößt kilometerhohe Aschewolke aus

Auf der indonesischen Ferieninsel Bali hat der Vulkan Agung eine tausende Meter hohe Rauchsäule ausgestoßen. Die Rauch- und Aschewolke war am Sonntag bereits bis zu 4.000 Meter hoch, was zu Flugausfällen führte. Der Vulkan war zuletzt 1963 ausgebrochen, knapp 1.600 Menschen kamen damals ums Leben. Im September war der Vulkan wieder aktiv geworden, die Behörden riefen die höchste Warnstufe aus. 140.000 Menschen im Umkreis des Vulkans wurden in Sicherheit gebracht. Ende Oktober nahm die Aktivität des Agung wieder ab, die Warnstufe wurde auf das zweithöchste Level herabgesetzt und viele Menschen kehrten in ihre Häuser zurück. Vergangenen Dienstag nahm die Aktivität allerdings erneut zu, was wieder Evakuierungen in einem Umkreis von 7,5 Kilometern nach sich zog – 25.000 Menschen wurden in Notunterkünften untergebracht.

Foto: APA/AFP/SONNY TUMBELAKA

Doch kein Marswasser?

Ein Geländemerkmal, das Astronomen bisher als starkes Indiz für die zumindest saisonale Existenz von flüssigem Wasser auf dem Mars angesehen hatten, muss im Licht aktueller Untersuchungen wohl neu bewertet werden: Dunkle Streifen (hier am Rand des Kraters Garni) auf manchen Hängen des Roten Planeten sehen tatsächlich nicht nur für Laienaugen wie von einer Flüssigkeit verursachte Spuren aus. Dass sich diese Muster saisonal verändern und nur während des Sommers auftauchen, bestärkte die Forscher in ihrer Annahme.

Ein Team um Colin Dundas vom United States Geological Survey (USGS) hat nun aber aus detaillierten Analysen von Satellitenaufnahmen geschlossen, dass die Streifen nicht von Wasser, sondern von Sand hervorgerufen werden, der sich beim Abwärtsfließen wie eine Flüssigkeit verhält. Ähnliche Phänomene sind auch von Wüsten auf der Erde bekannt. Besonders jene Bereiche, wo der Sand am Fuße der Dünen und Hänge ausläuft, zeige typische Merkmale einer fließenden kleinkörnigen Substanz, so die Wissenschafter.

Foto: NASA/JPL-Caltech/Univ. of Arizona

Aus einer Art werden zwei

Die Fahnenqualle Chrysaora quinquecirrha zählt zu den häufigsten Quallenarten an der US-Ostküste. Besonders in der Chesapeake Bay und der Rehoboth Bay südlich von New York werden Badende im Sommer häufig von den unscheinbaren Tieren genesselt, was zwar recht unangenehm ist, aber nur bei einer starken allergischen Reaktion zum Tod führen kann. Nun haben Forscher um Patrick Gaffney von der University of Delaware entdeckt, dass dieses vor fast 170 Jahren erstmals wissenschaftlich beschriebene Wesen eigentlich zwei unterschiedliche Spezies darstellt. Durch DNA-Analysen und anatomische Untersuchungen konnten die Biologen nachweisen, dass eine Variante auf hoher See lebt und fast doppelt so viele Tentakel besitzt, wie ein genetisch verschiedener Typus, der eher in Küstennähe und Flussmündungen anzutreffen ist.

Foto: Shannon Howard, South Carolina Aquarium

Leblose außerirdische Meere?

Obwohl Ozeanwelten eines der Schlüsselelemente dafür in großen Mengen besitzen, könnten sie paradoxerweise nicht der vielversprechendste Ort sein, um Leben hervorzubringen. Ein Team um Tessa Fisher von der Arizona State University in Tempe hat auf der Habitable Worlds Conference in Laramie (Wyoming) Hinweise darauf präsentiert, dass es Exoplaneten, deren Oberflächen mit Meeren bedeckt sind, dafür an einer anderen essenziellen Zutat für Leben weitgehend fehlt: Phosphor.

Während viele andere Grundbausteine für Biomoleküle frei zugänglich sind, ist Phosphor in Fels gebunden und muss von Regen erst heraus gewaschen werden. Meerwasser dagegen ist kaum dazu in der Lage. Ragen jedoch keine Landmassen über die Ozeane hinaus, dürfte Phosphor auf einer solchen Welt Mangelware sein.

Die schlechten Nachrichten gehen aber noch weiter: Sollte das Leben auf einer Ozeanwelt trotzdem einen Weg in die Existenz finden, wäre es von der Erde aus kaum zu entdecken. Fisher und ihre Kollegen errechneten, dass beispielsweise eine Art Phytoplankton dort allenfalls ein Zehntel jener Sauerstoffmenge freisetzt, die in der Atmosphäre der Erde vorkommt – viel zu wenig jedenfalls, um es über Lichtjahre hinweg aufspüren zu können.

Illustr.: NASA/Ames/JPL-Caltech

In den Süden fliegen bringt's

Hunderte Millionen Singvögel brechen jedes Jahr im Herbst in nicht einmal einem Dutzend Nächten in Richtung Süden auf. Dort ist es zwar wärmer, und es gibt ausreichend Nahrung, doch der Flug dorthin ist anstrengend und gefährlich. Lohnt sich der Aufwand für Zugvögel also überhaupt? Forscher um Jesko Partecke und Martin Wikelski vom Max-Planck-Institut für Ornithologie in Radolfzell haben jetzt in einer neuen Studie erstmals nachgewiesen, dass eine nach Süden ziehende Vogelart den Winter im Süden eher überlebt als die in Mitteleuropa verbleibenden Artgenossen. Mehrjährige Untersuchungen an besenderten Amseln, die zu den Teilziehern gehören (das bedeutet: Manche der Vögel fliegen in ein Winterquartier, andere trotzen dem Winter zuhause) konnten zeigen, dass die Überlebenswahrscheinlichkeit von gewanderten Tieren deutlich höher liegt als bei den sesshaften Vögeln.

Foto: Adam Fudickar/Max-Planck-Institut für Ornithologie

Massengräber aus dem Mittelalter

Archäologen haben in Tschechien 30 Massengräber aus dem Hochmittelalter entdeckt, die frühere vergleichbare Funde weit in den Schatten stellen. Die Forscher um Jan Frolík von der tschechischen Akademie der Wissenschaften legten bei ihren Ausgrabungen nahe dem berühmten Ossarium von Sedlec in Kutna Hora die Überreste von insgesamt 1.500 Menschen frei. Die Gräber wurden direkt unter dem Beinhaus gefunden, das um 1400 errichtet worden war, ohne dass man dabei die darunter liegenden Gebeine bemerkt hatte. Laut Frolík waren die zwei Mal zwei Meter großen und rund drei Meter tiefen Gruben während des 14. Jahrhunderts angelegt worden. Die älteste konnte mit einer Hungersnot im Jahr 1318 in Verbindung gebracht werden. Andere stammen aus der Zeit der großen Pestepidemie von 1348 bis 1350, die in Europa Millionen Opfer forderte.

Foto: J. Frolík/CAS Institute of Archaeology

Meteorit macht die Nacht zum Tag

Am Donnerstag vor einer Woche sorgte eine beeindruckende Himmelserscheinung für Aufregung unter den wenigen Bewohnern einer dünn besiedelten Gegend nahe Inari in Nordfinnland. Um etwa 18.40 Uhr Ortszeit trat dort ein aus südlicher Richtung kommender Meteorit in die Erdatmosphäre ein und verglühte dabei. Die Aufnahmen einer Webcam zeigen, wie das Phänomen die arktische Nacht für wenige Augenblicke taghell erstrahlen ließ. Ob Bruchstücke des Brockens den Erdboden erreicht haben, ist unklar. Aber selbst wenn: Eine Suche in der schneereichen Gegend bei nur vier Stunden Tageslicht dürfte sich als beinahe aussichtslos erweisen.

Aurora Borealis (LIVE!)

Alpakas als Truthahn-Hirten

Normalerweise sind es Hunde, doch auch eher untypische Arten können auf landwirtschaftlichen Betrieben Wache halten: Im Falle einer britischen Farm sind es Alpakas, die für den Schutz von Truthähnen sorgen. In Cookham westlich von London werden tausende Vögel von den zehn Tieren bewacht. Sie halten vor allem Füchse in Schach, die es auf die Truthähne abgesehen haben. 2015 hatten die Raubtiere hunderte Vögel gerissen, wie Hofbetreiber Tom Copas berichtet.

"Es ist nicht so seltsam wie es klingt", sagte Copas dem britischen Sender BBC. "Alpakas werden überall auf der Welt zur Abschreckung von Wildhunden und Kojoten eingesetzt." Hinter dem plüschigen Fell und den großen dunklen Augen der südamerikanischen Kamelart verbirgt sich ein kämpferisches und bisweilen auch besitzergreifendes Wesen – ideale Voraussetzungen also für den Job als Truthahn-Hirten.

Foto: Copas Turkeys

Überreste einer riesigen Seekuh

Auch wenn ihm der Kopf fehlt, das nun entdeckte Skelett ist zweifellos eines der komplettesten seiner Art. Die massiven Knochen, die nun Wissenschafter auf einer isolierten Insel in der Beringsee freigelegt haben, gehörten einst zu einem Meeressäugetier, das vor etwa 250 Jahren ausgerottet wurde: Stellers Seekuh (Hydrodamalis gigas) war 1741 erstmals wissenschaftlich beschrieben worden, keine 30 Jahre später dürfte das letzte Exemplar dieser bis zu acht Meter langen und zehn Tonnen schweren Spezies getötet worden sein.

Foto: Commander Islands Nature and Biosphere Reserve

Exotischer Titan

Der Titan benimmt sich nicht wie erwartet: Früheren Beobachtungen zufolge sollte es in hohen Atmosphärenschichten seiner Winterhälfte zu einer leichten Erwärmung kommen, ausgehend von komprimierten Gasen, die durch die Kühlung absinken. Tatsächlich aber haben Forscher um Nick Teanby von der University of Bristol 2012 eine unerwartete Abkühlung festgestellt, die sie sich zunächst nicht erklären konnten.

Aktuelle Analysen dürften nun das Rätsel gelöst haben: Die Abkühlung ist laut der im Fachjournal "Nature Communications" veröffentlichten Studie die Folge einer äußerst exotischen Atmosphären-Zusammensetzung. Photoreaktionen in dem Gasgemisch aus Ethan, Acethylen, Cyanwasserstoff und Cyanoacetylen haben demnach einen signifikanten Kühlungseffekt.

Foto: NASA/JPL-Caltech/Space Science Institute

Zoowelt

Sacha, die älteste Zuchtgiraffe Europas, ist tot. Das Männchen war in der vergangenen Woche im Alter von 30 Jahren an Altersschwäche gestorben, wie der Zoo von Doue-la-Fontaine in Westfrankreich mitteilte. Sacha sei "im Kreis seiner Weibchen und seiner letzten drei Kinder entschlafen", hieß es. Die Giraffe hinterlässt 35 Kinder und 53 Enkelkinder. Das Männchen galt damit nach Angaben des Zoos als das fruchtbarste seiner Art in Europa.

Der Zoo im Weinanbaugebiet Anjou, in dem Sacha seit 1988 lebte, hat seit 15 Jahren ein Programm zur Zucht westafrikanischer Giraffen. Das Männchen gehörte zur seltenen Unterart der Kordofan-Giraffen (Giraffa camelopardalis antiquorum). Davon gibt es nach Schätzungen nur noch rund 2.000 Exemplare in Afrika. (tberg, red, 26.11.2017)

Foto: Bioparc Doue-la-Fontaine