In sozialen Medien wird die Freilassung Cyntoia Browns gefordert.

Foto: Screenshot aus "Me Facing Life: Cyntoia's Story" - Daniel H. Birman / PBS

Wie genau der aktuelle Trubel um Cyntoia Brown seinen Anfang genommen hat, ist schwer zu sagen. Denn eigentlich ist ihr Schicksal spätestens seit einer TV-Doku 2011 bekannt. Zwar nahm sich ein lokaler Sender vor kurzem des Falles an, doch Kim Kardashian bot Browns Anwälten bereits davor Unterstützung an. So oder so, die 29-Jährige zeigte sich begeistert darüber, dass sich jetzt so viele Promis für ihre Freilassung einsetzen.

Es ist ja auch eine dramatische Lebensgeschichte, die Brown hinter sich hat. Nimmt man es genau, begann sie bereits bei ihrer Großmutter. Die wurde, wie später auch Tochter und Enkelin, Opfer sexuellen Missbrauchs. Cyntoia Browns Mutter flüchtete sich in Alkohol. Whiskey, wird sie einmal sagen, habe sie in der Schwangerschaft getrunken – täglich. Da war sie 16. Gezeugt wurde Cyntoia Brown übrigens bei einer Vergewaltigung.

Der hochprozentige Stoff führt bei Brown zu einem fetalen Alkoholsyndrom und in der Folge zu einer langsameren Gehirnentwicklung. Zwar sei sie trotz allem intelligent, sagte Daniel Birman einmal, Regisseur der Doku von 2011, aber in vielem wie ein Kind.

Mit 16 ausgerissen

Als Cyntoia Brown acht Monate alt ist, beginnt ihre Mutter Crack zu nehmen. Mit zwei Jahren wird sie adoptiert, von einer Familie, die von Gewalt und Drogen weit entfernt ist. Mit 16 aber reißt sie nach Nashville aus. Laut TV-Doku sei sie nicht in der Lage gewesen, sich auf ernsthafte emotionale Beziehungen einzulassen.

Dort gerät sie in die Fänge eines Zuhälters, der sie zur Sexsklavin macht. "Er sagte mir, dass ich als Hure geboren wurde. Das Beste, was ich tun kann, ist zu lernen, eine gute Hure zu sein", erklärt Brown später bei ihrem Prozess.

Geschworene glauben ihr nicht

Dann folgt der 6. August 2004. Ein 43-Jähriger bringt sie zu sich, in ein Haus voller Waffen. Als er unters Bett greift, befürchtet sie, er nehme sich eine Waffe. Sie schnappt sich ihre Pistole und erschießt ihn. In Notwehr, wie sie sagt. Doch die Geschworenen glauben ihr nicht. Denn sie hat die Geldtasche und Waffen des 43-Jährigen mitgehen lassen. Als 16-Jährige wie eine Erwachsene behandelt, wird sie 2006 zu lebenslanger Haft verurteilt.

Erst im Alter von 67 Jahren, das wäre im Jahr 2055, kann sie erstmals Bewährung beantragen – sofern der ganze Wirbel nicht doch noch etwas daran ändert. Bis dahin bildet sie sich weiter. Die Hochschulreife hat sie schon nachgeholt. Nächstes Jahr, erklärt ihr Anwalt, soll der Bachelor in Kunst folgen. (Kim Son Hoang, 24.11.2017)