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Sie steigt und fällt – sie fasziniert und spaltet. Die Kryptowährung Bitcoin hat viele Fans aber auch Kritiker.

Foto: Reuters/Dado Ruvic

Der Bitcoin-Preis ist im Laufe der vergangen zwölf Monate um rund 1600 Prozent gestiegen, in den vergangenen 24 Monaten um rund 3200 Prozent. Im Dezember hatte Bitcoin mit fast 20.000 Dollar ein neues Hoch markiert. Nach einem kürzlich erfolgten rapiden Verfall steht die Währung aktuell bei 14.864 US-Dollar (Stand: 24. Dezember). Damit ist eine einzige Einheit der virtuellen Währung knapp zwölfmal so viel wert wie eine Feinunze Gold.

Was mit Bitcoin passiert, wird davon abhängen, wie die Regierungen reagieren. Werden sie anonyme Zahlungssysteme akzeptieren, die Steuerhinterziehung und Verbrechen erleichtern? Werden sie eigene digitale Währungen einführen? Eine wichtige Frage ist auch, wie erfolgreich die mit Bitcoin konkurrierenden "Altcoin"-Währungen den Markt durchdringen können.

Im Prinzip ist es kinderleicht, die Bitcoin-Technologie zu klonen oder zu verbessern. Nicht so einfach ist es, den Glaubwürdigkeitsvorsprung und das große Anwendungsumfeld von Bitcoin zu kopieren.

Warten auf die Aufseher

Derzeit bleibt das Regulierungsumfeld ohne klare Regeln. Die chinesische Regierung hat aus Sorge vor Kapitalflucht und Steuerhinterziehung via Bitcoin alle Bitcoin-Börsen verboten, Japan hingegen hat Bitcoin in dem Bemühen, zum finanztechnologischen Zentrum der Welt zu werden, zum gesetzlichen Zahlungsmittel erklärt. Die USA unternehmen zaghafte Schritte, Japan bei der Regulierung der Finanztechnologie zu folgen.

Im Silicon Valley investieren Unternehmer nicht nur in Bitcoin, sondern pumpen außerdem Geld in Wettbewerber. Der wichtigste Konkurrent ist Ethereum. Das ehrgeizige, an das Amazons erinnernde Ziel von Ethereum ist es, seinen Anwendern die Nutzung derselben Technologie zum Aushandeln und Abfassen "intelligenter Verträge" für praktisch alles zu ermöglichen.

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Das Thema Sicherheit ist im globalen Finanzsystem derzeit eine große Herausforderung.
Foto: Reuters/Kacper Pempel

Viele Experten meinen, dass die Technologie, die hinter virtuellen Währungen steckt, breite Auswirkungen auf Anwendungen zur Cyber-Sicherheit haben könnte, die gegenwärtig eine der größten Herausforderungen für die Sicherheit des globalen Finanzsystems darstellt. Für viele Entwickler hat das Ziel eines preiswerteren, sichereren Zahlungsmechanismus Bitcoins Ehrgeiz abgelöst, den Dollar zu ersetzen.

Doch ist es töricht zu glauben, dass Bitcoin je das von den Notenbanken herausgegebene Geld ersetzen dürfen wird. Es ist eine Sache, dass Regierungen kleine anonyme Transaktionen mit virtuellen Währungen gestatten. Doch es ist etwas anderes, anonyme Zahlungen in großem Umfang zuzulassen, die es schwierig gestalten würden, Steuern zu erheben oder die Kriminalität zu bekämpfen. Natürlich riskieren Regierungen, die große Geldscheine herausgeben, ebenfalls, Steuerhinterziehung und Verbrechen zu begünstigen. Aber Bargeld nimmt anders als eine virtuelle Währung zumindest Platz ein.

Entwicklung in Japan

Es wird interessant zu beobachten, wie sich das japanische Experiment entwickelt. Die Regierung hat erkennen lassen, dass sie Bitcoin-Börsen zwingen wird, auf kriminelle Aktivitäten zu achten und Informationen über Depotinhaber zu erheben. Trotzdem werden globale Steuerhinterzieher mit Sicherheit nach Wegen suchen, um Bitcoins anonym im Ausland zu erwerben und dann ihr Geld über japanische Konten zu waschen.

Papiergeld in ein Land hinein- und aus einem Land herauszutransportieren ist für Steuerhinterzieher und Kriminelle teuer; durch die Übernahme virtueller Währungen läuft Japan Gefahr, zu einer Steueroase wie die Schweiz zu werden.

Würde man Bitcoin seine Anonymität nehmen, ließe sich der hohe Preis wohl nur schwer rechtfertigen. Vielleicht setzen Bitcoin-Spekulanten darauf, dass es immer eine Gruppe Schurkenstaaten geben wird, die die anonyme Nutzung gestatten.

Würde der Bitcoin-Kurs auf null sinken, wenn die Regierungen Zahlungen nachvollziehen könnten? Möglicherweise nicht. Obwohl Bitcoin-Transaktionen viel Strom verbrauchen, könnte Bitcoin die Gebühren in Höhe von zwei Prozent, die Banken auf Kredit- und Debitkarten erheben, wohl trotzdem unterbieten.

Letztlich könnten Notenbanken ihre eigenen digitalen Währungen erschaffen und über die Regulierung das Wettbewerbsumfeld so beeinflussen, dass sie am Ende als Sieger dastehen. Die lange Geschichte der Währungen zeigt, dass diesbezügliche Innovationen letztlich vom Staat reguliert und vereinnahmt werden. Und es gibt keinen Grund zur Annahme, dass eine virtuelle Währung ein ähnliches Schicksal vermeiden kann. (Kenneth Rogoff, Portfolio, 2017)