Nicht nur das Schnitzel lockt Anleger nach Wien.

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Wonns laft, donn laft's: Der dem oberösterreichischen Idiom entspringende Spruch beschreibt am besten den aktuellen Zustand der Wiener Börse. Seit Ende Juni 2016 strebt der Wiener Leitindex ATX gen Norden und hat in dieser Zeit nur einen einzigen Monat minimal im Minus geschlossen (Juni 2017: minus 0,54 Prozent).

Im November kletterte der Index auf 3445,23 Punkte – ein neues Neunjahreshoch. Mit einem Gesamtertrag (inklusive Dividenden) von mehr als 32 Prozent rangiert der ATX heuer unter den zehn besten Leitindizes weltweit, in der EU nimmt er sogar Platz drei ein.

Aktien und Investmentfonds werden laut Umfragen auch bei den Österreichern als Veranlagungsmöglichkeiten attraktiver. Im Oktober etwa meinten 18 Prozent, dass sie eine Veranlagung in Aktien für besonders attraktiv halten, 2015 und 2016 lag dieser Prozentsatz bei 13. Investmentfonds hielten zuletzt fast ein Viertel der Befragten für interessant (2014: 14 Prozent).

Vorliebe fürs Sparen

Das steigende Interesse hat sich aber grosso modo in der tatsächlichen Veranlagung noch nicht so niedergeschlagen. Das in österreichischen Publikumsfonds veranlagte Volumen stieg zwar bis Ende September auf 88,56 Milliarden Euro, gegenüber Ende 2016 entspricht dies aber "nur" einem Plus von 0,81 Prozent.

Schade, denn mit ihrer Vorliebe fürs Sparen, welches angesichts des Niedrigstzinsumfeldes eigentlich ein Verlustgeschäft ist, lassen sich die Österreicher einiges entgehen. Von den 24 Aktienfonds, die ihren Veranlagungsschwerpunkt laut Verband Österreichischer Investmentgesellschaften (VÖIG) auf österreichische Aktien legen, haben 13 den ATX bis Ende Oktober geschlagen. Und selbst der schlechteste Fonds unter ihnen erzielte in nicht ganz zehn Monaten einen Wertzuwachs von rund 24 Prozent.

An der Spitze matchen sich auch heuer wieder zwei Fondsmanager, denen in puncto österreichische Aktien nur schwer das Wasser zu reichen ist. Wolfgang Matejka, Chef der Matejka und Partner Asset Management, liegt heuer mit dem von ihm gemanagten "Meinl Equity Austria Fonds" performancemäßig knapp vor dem "3 Banken Österreich-Fonds".

Der Fonds wird von Alois Wögerbauer, Fondsmanager und Geschäftsführer der 3 Banken Generali Invest gemanagt. Wögerbauer ist es auch, der mit einem Gesamtertrag von fast 100 Prozent das Ranking der Österreich-Aktienfonds auf Fünfjahressicht anführt. In den 15 Jahren seit Auflage des Fonds hat der Fondsmanager seinen Anlegern eine Rendite von 12,7 Prozent eingefahren – per annum wohlgemerkt.

Licht und Schatten

Dennoch ist nicht alles eitel Wonne. Wögerbauer warnt sogar vor einer möglichen Blase, allerdings nicht im Aktienmarkt. Durch die Geldschwemme der Zentralbanken wurden die Bondmärkte massiv verzerrt, sagt der Experte jüngst bei einer Veranstaltung.

"Die aus meiner Sicht am massivsten überbewertete Assetklasse sind Unternehmensanleihen und High Yield Bonds in Europa." Die Renditen von Emittenten unterhalb des Investmentgrades – früher Junkbonds genannt – liegen unterhalb von zwei Prozent, die Dividendenrendite von Aktien ist höher. "Es ist absurd: Ich kriege bei Aktien bester Bonität eine höhere Dividendenrendite als bei Bonds mit schlechter Bonität", so Wögerbauer.

Um Wien macht er sich hingegen keine Sorgen. 75 Prozent der Umsätze an der Wiener Börse kommen aus dem Ausland, und das Interesse steigt, die Ausländer kommen zurück: "Als Fonds spüren wir eine verstärkte Nachfrage aus Deutschland. Die Nachfrage kommt zurück, und daher glaube ich auch, dass die Outperformance Österreichs noch anhalten wird", sagt Wögerbauer, der mit seinem Fonds vor allem auf Stockpicking in Reinkultur setzt.(Harald Fercher, Portfolio, 2017)