Schalke-Coach Tedesco ist ganz glücklich.

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BVB-Trainer Bosz ist eher ratlos.

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Dortmund – Die Schalker Glückseligkeit kannte am Samstag keine Grenzen, Guido Burgstaller und Co. tanzten völlig entrückt vor dem Gästeblock im Dortmunder Fußball-Tempel. Zum umjubelten Helden wurde aber nicht zuletzt Trainer Domenico Tedesco, der seine Elf mit goldenem Händchen, taktischem Geschick und menschlichem Einfühlungsvermögen nach einem 0:4 zu einem 4:4 im Revierderby beim Erzrivalen führte.

"Schalke hat heute bewiesen, dass Schalke Charakter hat. Die Spieler haben bewiesen, dass sie Mentalität haben und Spektakel bieten können. Das war ein ganz großer Schritt in die richtige Richtung", sagte Tedesco bei Sky zum kleinen Fußballwunder: Erst zum zweiten Mal seit dem FC Bayern 1976 in Bochum gelang es einem Team, ein 0:4 aufzuholen.

Für den gebürtigen Italiener Tedesco war das 13. Bundesliga-Spiel so etwas wie ein Meisterstück. Der Nachfolger des glücklosen Markus Weinzierl scheint endlich der Mann zu sein, den Schalke so lange gesucht hat. "Er hat neue Ideen reingebracht", sagte Tormann Ralf Fährmann, den Tedesco zum Kapitän machte. Tedesco zeigte sich auch am Samstag kreativ, wechselte beim Stand von 0:4 nach 33. Minuten Leon Goretzka und Amine Harit ein und stellte taktisch auf eine Dreierabwehrkette um.

Kabinen-Zauber

Das Wichtigste passierte aber nicht nur nach Meinung von Goretzka in der Pause. "Man muss dem Trainer ein Kompliment machen. In so einer Situation hast du zwei Optionen, wie du damit umgehst: Die eine ist, auf die Mannschaft einzutreten, und dann gibt eben noch die andere Variante. Er hat uns gesagt, dass das zur Reise dazugehört, die wir machen wollen. Er hat jeden einzelnen nochmal gepackt", berichtete der Fährmann. Der Effekt ist nicht zu leugnen: Burgstaller (61.) und Harit (65.) brachten Schalke wieder ins Spiel. Nach der Gelb-Roten Karte für Pierre-Emerick Aubameyang (72.) machten Daniel Caligiuri (86.) und Naldo (90.+4) im Finish das scheinbar Unmögliche noch möglich.

Für BVB-Coach Peter Bosz könnte die Reise hingegen bald zu Ende gehen. "Man fühlt im Körper nur Enttäuschung. Es ist schwer, das zu verkraften", bekannte der Niederländer, "das darf nicht passieren." All seine Hoffnungen auf ein befreiendes Erfolgserlebnis nach zuvor fünf sieglosen Bundesliga-Partien entpuppten sich erneut als Wunschdenken. Sein Job mag auf der Kippe stehen, Bosz will weitermachen: "Ich bin ein Kämpfer. Das war ich schon als Spieler und bin es auch als Trainer. Ich gebe nicht auf." (APA, 26.11.2017)