Ustinow (vorne) konnte das Märchen nicht verhindern.

Foto: APA/AFP/dpa/GUIDO KIRCHNER

Manuel Charr war schneller und krönt sich zum Weltmeister.

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Oberhausen – Manuel Charr ist Boxweltmeister im Schwergewicht. Der 33-Jährige gewann am Samstag vor 5.000 Zuschauern in Oberhausen den vakanten Titel des Verbandes WBA durch einen einstimmigen Punktsieg (115:111, 116:111, 115:112) gegen den Russen Alexander Ustinow. Charr ist damit erster deutscher Schwergewichtsweltmeister seit Max Schmeling vor 85 Jahren.

Als WBA-Weltmeister ist er unterhalb des sogenannten Superchampions Anthony Joshua aus Großbritannien angesiedelt. Für Charr war es im 35. Profikampf der 31. Sieg. Es war seine zweite WM-Herausforderung. Das erste Titelduell um den WBC-Gürtel hatte er gegen Vitali Klitschko vor mehr als fünf Jahren durch technischen K.o. verloren. Der 2,02 m große Ustinow musste erst die zweite Niederlage in seinem 36. Kampf hinnehmen.

Renaisssance

Der gebürtige Libanese beeindruckte den zehn Zentimeter größeren und mehr als 22 Kilogramm schwereren Russen mit zunehmender Kampfdauer durch seine Schnelligkeit. In der achten Runde hatte er seinen Gegner sogar auf dem Boden und kontrollierte in der Folge den Kampf gegen den sichtlich nachlassenden 40-Jährigen ziemlich sicher.

Charr, der vom Österreicher Christian Jäger gemanagt wird, hatte erst vor sechseinhalb Monaten zwei künstliche Hüftgelenke erhalten. Seine frühzeitige Rückkehr in den Ring wurde von Ärzten kritisch gesehen. Vor zwei Jahren war in einem Döner-Imbiss in Essen mit Bauchschüssen lebensgefährlich verletz worden. Er musste notoperiert werden. Der Täter wurde zu einer fünfjährigen Haftstrafe verurteilt.

Keine Ausreden

Bei der Pressekonferenz führte der "Diamond Boy" seine One-Man-Show fort und setzte noch einen drauf. "Ich bin der Beste, ich will nur gegen die Besten boxen", sagte Charr und forderte den vor ihm stehenden WBA-Superchampion Joshua erneut zum Duell. Ein bereits früher geplanter Kampf sei damals aus finanziellen Gründen gescheitert. Jetzt, "als Weltmeister gibt es keine Ausreden mehr. Ich möchte dich im Ring treffen", rief Charr dem Engländer zu.

Sollte es tatsächlich zu einem Aufeinandertreffen im Ring kommen, wäre Charr krasser Außenseiter gegen die K.o.-Maschine Joshua. Der Brite gewann alle seine 20 Kämpfe vorzeitig, egal, wie gut seine Gegner auch waren. Auch WBC-Champ Deontay Wilder aus den USA, der alle 39 Profikämpfe gewann, davon 38 vorzeitig, boxt in einer eigenen Liga.(APA, sid, red, 26.11.2017)