Überraschung des Abends: Moderator Thomas Kamenar, hauptberuflich bei Ö3.

Foto: ORF/Roman Zach-Kiesling

Wien – Mit der abendfüllenden Liveshow Österreich kann schritt der ORF am Freitag zum Höhepunkt seiner am Nationalfeiertag gestarteten "Gemeinsam können wir alles"-Kampagne. Zu sehen gab es eine öffentlich-rechtliche Version populärer Start-up-Investoren-Shows, mit dem Unterschied, dass hier nicht um Prozent und Profit gefeilscht wurde, sondern der heimische Ideenreichtum nach Maßstäben von Gemeinwohl und Weltverbesserung Auszeichnung finden sollte. Als Experte gab unter anderen Bundespräsident a. D. Heinz Fischer gute Ratschläge. Wunderbar, dachte man. Endlich zeigt dieses Land stolz, was es kann.

Ein gelegentlicher Blick ins Fernsehprogramm genügt aber, um die Vermutung anzustellen, dass dieses Land auch außerhalb der Nationalfeierei ganz gern mit sich selbst beschäftigt ist. Ein kleiner Auszug an Sendungstiteln: Guten Morgen Österreich, Mittag in Österreich, Aktuell in Österreich, Daheim in Österreich, Traditionsreiches Österreich, Erlebnis Österreich, Heimat Österreich, Erbe Österreich, Willkommen Österreich, Genussland Österreich. Aber auch: Alpenparadies, Land der Berge, In den Bergen daheim, Heimatleuchten, Der neue HeimATfilm, Wahre Geschichten aus Österreich, Österreichs schockierendste Verbrechen, Österreichs nächster Topwinzer und Austria's Next Topmodel sowie die Königsdisziplin: Homo Austriacus ("so samma").

Erklärungsansätze mag es dafür viele geben (knappe Budgets, schwierige Nationswerdung, Kreativitätsdefizit etc.), und man kann das im Angesicht der nicht nur segensreichen Globalisierung auch wichtig finden. Es sollte nur kein Politiker mehr auf die Idee kommen, im heimischen TV sei zu wenig Heimat enthalten! (Stefan Weiss, 26.11.2017)