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Niki Lauda beendet seinen Job als Formel-1-Experte von RTL.

Foto: AP / Nelson Antoine

Berlin/Wien – Das erste Mal hörte Niki Lauda 1979 als Rennfahrer auf, weil er des Kreisfahrens überdrüssig war. Die Begründung für seinen Ausstieg bei RTL als Formel-1-Experte klingt ebenfalls ein wenig nach Überdruss: "Ich sehe mich schon lange als Wiederholungstäter", sagt Lauda zu seiner überraschenden Ankündigung, den TV-Job nach 21 Jahren an den Nagel zu hängen.

"21 Jahre sind eine lange Zeit", begründet Lauda seine Entscheidung im Gespräch mit dem STANDARD. "Ich habe nicht lange darüber nachgedacht. Die letzten zwei, drei Rennen kam der Gedanke, irgendwann verstärkte sich das, und am Wochenende habe ich spontan entschieden", sagt Lauda. "Ich hoffe, die Leute waren zufrieden."

Überraschende Ansage

Lauda überraschte nicht nur die Zuschauer am Sonntag, auch bei RTL wusste man vorher nichts, sagt der Formel-1-Weltmeister, als Lauda vor laufender Kamera nach dem Rennen in Abu Dhabi im Gespräch mit Moderator Florian König seinen Abschied ankündigte. "Er hat es nicht gewusst, ich bin ihm ins Wort gefallen. Davor habe ich nur gefragt, wann der Werbeblock kommt, damit ich nicht von der Werbung weggeschaltet werde."

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Das Bewusstsein des Wiederholungstäters dürfte allerdings nicht alleiniger Grund für Laudas Rücktritt sein. RTL-intern kursieren Wickel zwischen Lauda und RTL-Sportchef Manfred Lope um Laudas Vertragsverlängerung. Laut "Bild" verdiente der 68-Jährige rund eine Million Euro pro Jahr für seinen TV-Job.

Für die Formel 1 ein gutes Jahr

Der Formel 1 bleibt Lauda treu. Bis 2020 läuft der Vertrag als Aufsichtsratschef von Mercedes. Die Rennen findet Lauda spannender denn je: "Dieses Jahr war für die Formel 1 ein sehr gutes, weil es plötzlich ein Match war Ferrari gegen Mercedes, Vettel gegen Hamilton. Das hat der Formel 1 einen sehr positiven Schub gegeben." Für die Zukunft ist Lauda ebenfalls optimistisch: "Wenn die Regeln im nächsten Jahr bleiben, kommt sicher ein drittes Team dazu." Lauda rechnet mit Red Bull oder McLaren.

Die Fernsehwelt der Formel-1-Übertragungen ist derzeit im Umbruch. Die Entscheidung, ob der Privatsender die Rennen weiter übertragen kann, steht aus. Das US-Unternehmen Liberty Media, das im vergangenen Jahr als neuer Rechteinhaber eingestiegen ist, möchte verstärkt auf Bezahlfernsehen setzen, was mehr Umsatz bringt. Der Vertrag von RTL, das seit Mitte 1991 jeden Grand Prix live im frei empfangbaren Fernsehen gezeigt hat, läuft nun aus. Auch die Formel 1 könnte zunehmend ins Abofernsehen wechseln wie zuletzt die Champions League und, geplant, die österreichische Bundesliga. Pay-TV-Anbieter wie Sky und Dazn signalisierten bereits Interesse.

Lauda: "Liberty überlegt sich neue Formen, wie sie das Thema Rechtevergabe am besten finanziell ins richtige Lot bringen können. Da wird es wahrscheinlich Änderungen geben." Die Kritik des Mercedes-Chefs richtet sich gegen die Kommunikationspolitik des Rechteinhabers: "Sie sagen uns nicht, was sie machen wollen und wo die Mehreinnahmen herkommen sollen." Im Jänner würden Pläne präsentiert.

Der ORF hat die Übertragungsrechte an der Formel 1 noch bis Ende 2020. Für die Zeit danach hatte Generaldirektor Alexander Wrabetz bereits angekündigt, dass die Formel-1-Rechte aus Kostengründen eingespart werden sollen.

Einen indirekten Rücktritt vom Rücktritt, etwa als ORF-Experte, kann sich Lauda zum derzeitigen Moment übrigens auch nicht vorstellen. Seine Funktion als Aufsichtsratschef von Mercedes fülle ihn aus: "Das Ganze ist am Wochenende auch ein Haufen Arbeit", sagt Lauda. "Ich bin nicht bereit, etwas anderes zu machen." (Doris Priesching, 27.11.2017)