Claudia Reiterer ließ bei "Im Zentrum" über Angela Merkel und Deutschland diskutieren.

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Naht der Weltuntergang oder das Ende Europas – oder wenigstens das Finale der Weltmacht Merkel? Es scheint: Aus dem Faktum, dass die Kanzlerin Jamaika, die Koalitionsinsel, verfehlte, würde ein Schlagzeilendrama gedrechselt. Quasi: Deutschland ist Staatskrise, und Frau Merkel reißt Europa mit in die Tiefe.

Im Zentrum ist das Drama allerdings nur als Vorspann in Form von Fragen präsent. Politologin Ulrike Guérot fände es "demokratietheoretisch" sogar sinnvoll, sollte Merkels Zeit vorbei sein ("Ohne sie kommt Bewegung!"). Kritik ergießt sich dann eher über SPDler Martin Schulz. Ihm bescheinigt Politikberater Karl Jurka, mit dem Beharren auf Opposition "Unsinn wiederholt" zu haben.

Es fallen auch Sätze wie "Merkel hat eine ungeheuere Kondition". Letzterer stammt zwar von Merkels CDU-Freund Elmar Brok. Auch ohne Brok wäre es allerdings kaum apokalyptisch geworden. Es hätte Im Zentrum insofern mit der entspannten Runde bei Anne Will (ARD) zusammengespannt werden können (Wie geht es weiter in Berlin?). Ebendort wurde - noch dramafreier – schon zart "Groko" verhandelt.

Die SPD fand sich ja von der CDU umschmeichelt, die FDP wirkte ausgeladen. Ihr Boss Christian Lindner wurde in Abwesenheit aber von der SPD vorgeführt (Stephan Weil: "Ich weiß nicht, ob ihm bewusst ist, was er da angerichtet hat!"). Eher schlecht kam auch wieder Martin Schulz weg. Ihn wähnten einige schmollend auf der Oppositionspalme. Kein schmeichelhaftes Bild.

Spontandiagnose nach zwei Diskussionen: Merkel kommt noch gut weg, Schulz und FDP nicht. Ja, und nirgends Weltuntergang; etwas Unsicherheit gehört halt zur Demokratie. (Ljubiša Tošic, 27.11.2017)