Dass Saudi-Arabien die Blockade des Jemen gelockert hat und Hilfslieferungen das Kriegsland wieder erreichen, ist eine gute Nachricht – die jedoch keinen Moment vergessen lassen sollte, wie groß das Ausmaß des humanitären Desasters ist und bleibt. Millionen Menschen sind von Hunger und Krankheit betroffen, eine ganze Generation von jemenitischen Kindern und Jugendlichen wird ihr Leben lang gezeichnet sein.

Seit Monaten verändern sich die Fronten nur unwesentlich. Die jemenitische Regierung, in deren Namen Saudi-Arabien im März 2015 in den Krieg gegen die Huthi-Rebellen eingestiegen ist, spielt so gut wie keine Rolle mehr. Die Profiteure sind Al-Kaida und der "Islamische Staat".

Seit Anfang November bei Riad eine aus dem Jemen abgeschossene Langstreckenrakete abgefangen wurde – die die Saudis dem Iran anlasten – droht eine Regionalisierung. In diesem Licht kann man auch den jüngsten saudischen Versuch einer politischen Intervention im Libanon verstehen: Durch Druck auf die Hisbollah im Libanon sollte der Iran gezwungen werden, im Jemen die Huthis aufzugeben.

Aber es hat nicht funktioniert, sondern im Gegenteil gezeigt, dass Saudi-Arabien verzweifelt nach einer Strategie sucht. Aber trotz des wachsenden Bewusstseins für die humanitäre Katastrophe im Jemen und die Gefahr einer Eskalation in der Region bleibt eine internationale Initiative aus, den Krieg, den niemand gewinnen kann, zu beenden. (Gudrun Harrer, 27.11.2017)