Wien – 1984 ist von einem Team um Axel Laczkovics an der damaligen II. Chirurgischen Universitätsklinik die zweite Herztransplantation in Österreich durchgeführt worden. Wenig später stieß der heutige Chef der Klinischen Abteilung für Herzchirurgie von MedUni Wien am AKH, Günther Laufer, zum Team. Viel hätte sich seither geändert. Organspender und -empfänger seien heute ganz anders, erklärte der Experte.

"Ich war 1984 ein junger Assistenzarzt, der sich an der Klinik in den verschiedenen Gebieten der Herzchirurgie orientiert hat. Nach etwa eineinhalb Jahren fragte mich Laczkovics, ob ich nicht für ein Jahr die ständige Betreuung der Herztransplantationspatienten im Spital und bei den Kontrollen übernehmen wolle", so Laufer. "Diese Patienten brauchen einen Arzt, der sie ständig betreut, nicht viele verschiedene."

Auf diesem Weg kam Laufer auch zu der Chance, die bei Herztransplantationen verwendeten chirurgischen Verfahren zu erlernen. Später übernahm er von Pionier Laczkovics für Jahre die Leitung des Programms an der Wiener Universitätsklinik. "Heute sind unsere Transplantationspatienten zum Zeitpunkt der Operation viel kränker als damals. Auch ihr Alter stieg seither ständig. Bei den Organspendern hat sich das Durchschnittsalter von ehemals 25 bis 30 Jahren um durchschnittlich rund zehn Jahre erhöht", sagte der Herzchirurg, an dessen Klinik in diesem Jahr bereits die 1.500-Grenze bei den Eingriffen überschritten wurde.

Abstoßungsreaktion verhindern

"Zwei Drittel der Spenderherzen kamen am Beginn von Personen, die durch Verletzungen einen Hirntod erlitten hatten. Heute sind das nur noch 25 bis 30 Prozent", sagte Laufer. Gehirnblutungen und andere tödliche Erkrankungen stehen Vordergrund. Mittlerweile werden sogar Spenderherzen transplantiert, die deutliche Anzeichen von atherosklerotischen Veränderungen der Herzkranzgefäße aufweisen. "Eine Engstelle von 50 Prozent behebt man dann mit einem Bypass", sagte Laufer.

Darüber haben sich in der medizinischen Versorgung von Patienten mit schwerstem chronischen Herzversagen auch auf der Warteliste für eine Herztransplantation die unterstützenden künstlichen Herzpumpen durchgesetzt. "50 Prozent der Transplantationspatienten tragen so ein unterstützendes 'Device'. Das macht den Eingriff bei der Transplantation komplizierter. Wir haben derzeit rund hundert Patienten mit solchen Pumpen", berichtete Laufer.

Nach dem Durchbruch in der Verhinderung der Abstoßungsreaktion Anfang der 1980er-Jahre mit dem Arzneimittel Cyclosporin A, das die moderne Transplantationsmedizin mit ihren Langzeiterfolgsraten erst möglich machte, sind in den vergangen Jahrzehnten mit Wirkstoffen wie Tacrolimus, Rapamycin, monoklonalen Antikörpern und Mycophenalat-Mofetil andere Mittel hinzugekommen. "Man kann damit die Behandlung zur Verhinderung der Abstoßung verträglicher und individualisierter machen. Ein Problem bleibt weiterhin die chronisch Langzeitabstoßung", betonte der Herzchirurg.

Die wichtigsten Parameter

Spenderorganmangel gäbe es immer, meinte der Experte. Österreich sei aber im internationalen Vergleich in einer guten Position. Die Organspenderrate ist in der Alpenrepublik zum Beispiel deutlich höher als in Ländern wie Deutschland, den Niederlanden und anderen Staaten. Seit Jahren werde daran gearbeitet, die richtigen Parameter zu identifizieren, welche bis ins kleinste Detail die Verträglichkeit von Spenderorgan und Immunologie des Empfängers bedingen, zu finden und in der Bereitstellung von Organen zu nutzen.

Schließlich versuche man auch durch Detailbestimmung der wahrscheinlichen Prognose beim einzelnen Patienten die Vergabe der Spenderorgane und die Berücksichtigung der Kranken auf den Wartelisten transparent und gleichzeitig für das erreichbare Resultat zu optimieren, sagte Laufer. Die Länge der Wartezeit eines Patienten auf ein Spenderorgan ist ein Parameter. Der zweite Parameter ist die Dringlichkeit der Operation. Punktevergaben aus beiden Kategorien sollen einen Hinweis darauf geben, welcher Patient prioritär operiert werden sollte. (APA, 28.11.2017)