Lichtblick in Mittelamerika: Während im Süden der linksautoritäre Ortega-Clan Nicaragua beherrscht und im Norden der evangelikale Ex-Komiker Jimmy Morales mit harter – und für Bestechungsgeld stets offener – Hand in Guatemala regiert, zeichnet sich in Honduras eine überraschende Abkehr vom Autoritarismus ab.

Der ehemalige Sportjournalist Salvador Nasralla liegt nach Auszählung von mehr als der Hälfte der Stimmen vor Amtsinhaber Juan Orlando Hernández in Führung – obwohl das Land ebenso wie die Nachbarn von Armut und Bandenkriminalität geplagt wird. Seine "Oppositionsallianz gegen die Diktatur" schreibt sich den Kampf gegen die Korruption auf die Fahnen. Bleibt es dabei, wäre dem honduranischen Volk eine historische Volte gelungen, die der Demokratisierungsbewegung in Mittelamerika und darüber hinaus Hoffnung geben dürfte.

2009 oblag es noch der Armee, das damals in der Verfassung festgezurrte Verbot der Wiederwahl eines Präsidenten per Putsch durchzusetzen. Nun, acht Jahre später, erteilten die Wähler ihrem allzu machthungrigen Staatsoberhaupt eine Abfuhr. Er hat sie unter anderem mit einer höchst zweifelhaften Gesetzesänderung verprellt. Denn dass Hernández überhaupt noch einmal antreten durfte, verdankt er der von ihm höchstselbst initiierten politischen Säuberung des Obersten Gerichtshofes. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion ließ er 2012 vier nicht genehme Richter absetzen und durch Gefolgsleute ersetzen, die ihm prompt die gewünschte Verfassungsänderung bescherten. Der Platz an der Sonne, so Hernández' Kalkül, sollte so für wenigstens fünf weitere Jahre für ihn reserviert sein.

Nun zeigt sich: Der Coup des von den USA unterstützten Präsidenten ist misslungen. Er führte zur Gründung genau jener beiden Oppositionsparteien links und rechts der Mitte, die Nasralla nun an die Macht hieven dürften – und mit ihm den 2009 gestürzten Manuel Zelaya, den wichtigsten Strategen des politisch unerfahrenen Fernsehstars.

Auch wenn es knapp ist: Dass es 2017 trotz Einschüchterung der Opposition und Kontrolle über die Wahlbehörden nicht für einen klaren Sieg des autoritären Präsidenten reicht, ist ein Signal an alle, die in der Region friedlich auf mehr Demokratie hinarbeiten. Und ein Zeichen dafür, dass das despektierliche Diktum von der Bananenrepublik, deren Wohl und Wehe von Washingtons Gnaden abhängt, nicht in Stein gemeißelt ist. (Florian Niederndorfer, 28.11.2017)