Gigantischer Exoplanet oder Brauner Zwerg an der Grenze? Noch können sich Astronomen auf OGLE-2016-BLG-1190Lb keinen Reim machen.

Illustration: ESO

Daejon – Das Universum ist voller Himmelskörper, die sich nicht ohne Weiteres in eine bekannte astronomische Kategorie einordnen lassen. Dazu zählt seit kurzem auch ein massereiches Etwas, das Forscher im zentralen Bereich unserer Milchstraße entdeckt haben. Die Astronomen um Yoon-Hyun Ryu vom Astronomy and Space Science Institute in Daejon in Südkorea identifizierten das rätselhafte Objekt anhand des Gravitationslinseneffektes. Ob es sich um einen riesigen Planeten oder einen Braunen Zwerg handelt, ist vorerst noch ungewiss.

Das Spitzer-Weltraumteleskop der Nasa folgt der Erde in ihrem Orbit um die Sonne seit 2003. Mit seiner Infrarotkamera sollte es vor allem Sterne unter die Lupe nehmen. Doch sehr bald stellte sich heraus, dass sich das Instrument auch zur Entdeckung von Exoplaneten eignet. Im Unterschied zum eher "traditionellen" Vorgehen, bei dem aus der Verdunkelung eines Sterns auf die Existenz eines Exoplaneten geschlossen wird, verfolgt man mit Spitzer einen anderen Weg.

Spitzer nutzt gravitative Vergrößerungslinsen

Das Stichwort heißt in diesem Zusammenhang "Microlensing": Dabei wirkt die Gravitation massereicher Objekte gleichsam als Vergrößerungslinse, mit deren Hilfe sich andernfalls kaum erkennbare Himmelskörper in großer Ferne nachweisen lassen. Spitzer hat mit diesem Verfahren bereits mehrere Exoplaneten ausgemacht.

Nun aber haben Astronomen mit dem Weltraumteleskop ein Objekt nachgewiesen, auf das sie sich noch keinen Reim machen können: OGLE-2016-BLG-1190Lb umkreist einen Stern im Zentrum unserer Galaxie in rund 22.000 Lichtjahren Entfernung und dürfte nach bisherigen Analysen etwa die 13-fache Masse des Jupiter besitzen, wie die Forscher im "Astronomical Journal" berichten.

Vielleicht doch ein Brauner Zwerg

Ob es sich tatsächlich um einen Exoplaneten handelt oder doch um etwas anders, können die Forscher vorerst aufgrund der Beobachtungsdaten nicht mit Sicherheit bestimmen. Es besteht die Möglichkeit, dass dieses massive Objekt auch ein Brauner Zwerg ist, eine Art Möchtegern-Stern, dessen Deuteriumfusion etwa ab dieser Massegrenze einsetzt.

Dagegen spricht allerdings, dass OGLE-2016-BLG-1190Lb sein Zentralgestirn in einem Abstand von rund fünf Astronomischen Einheiten (750 Millionen Kilometer oder die fünffache Distanz zwischen Erde und Sonne) umkreist, in dem zumindest nach bisherigen Erfahrungen keine Braunen Zwerge vorkommen. Sollte es sich daher um einen Exoplaneten handeln, zählt er zu den größten bisher entdeckten Objekten dieser Klasse. (tberg, 3.12.2017)