Rechnitz – In Rechnitz im südburgenländischen Bezirk Oberwart ist die Spurensuche nach einem durch Zeugenaussagen belegten Massaker wieder aufgenommen worden: Beim dortigen Kreuzstadl wurden im März 1945 rund 180 jüdische Zwangsarbeiter von den Nationalsozialisten ermordet. Es sei das erste Mal, dass dort auf Veranlassung des Bundesdenkmalamtes großflächig gegraben werde, erklärte der zuständige Archäologe des Bundesdenkmalamtes für das Burgenland, Franz Sauer. Zuvor hatte es dort nur punktuelle Grabungen gegeben, die aber erfolglos blieben.

Während des Massakers hatte auf Schloss Rechnitz ein "Kameradschaftsabend" mit lokaler NS-Prominenz stattgefunden. Einen Tag später wurden auch jene Juden getötet, welche zuvor die Toten begraben mussten. Die Leichen wurde trotz oftmaliger Suche bisher aber nicht entdeckt. Der Verein RE.F.U.G.I.U.S. (Rechnitzer Flüchtlings- und Gedenkinitiative und Stiftung) organisiert regelmäßig Veranstaltungen im Gedenken an die Ermordeten.

Spurensuche

Zurzeit sei südöstlich des Kreuzstadls auf einer Fläche von etwa 5.000 Quadratmetern die rund 30 Zentimeter dicke Humusschicht abgetragen worden, erklärte Sauer. Dadurch sei es möglich, den Verlauf der damaligen Stellungssysteme einzusehen. Nun sollen die Laufgräben in Abständen von fünf Metern aufgegraben und untersucht werden. Die Arbeiten haben Anfang voriger Woche begonnen und werden insgesamt drei Wochen dauern. Die Kosten bezifferte der Archäologe mit 25.000 Euro.

Die jetzigen Grabungen würden sich auf Zeugenaussagen sowie Skizzen aus den Jahren 1945 und 1946 stützen. Laut diesen sollen sich die Leichen der Opfer in Vorfeldstellungen östlich des Panzergrabens befinden. Es soll sich um mehrere Gräber handeln, welche sich auf die Laufgräben verteilen.

Punktuelle Grabungen ohne Erfolg

Das Bundesdenkmalamt habe in den vergangenen Jahren immer wieder punktuell Grabungen durchgeführt, meinte Sauer. Diese wären allerdings ohne Erfolg verlaufen. So hätten sich Luftaufnahmen der englischen Luftwaffe aus dem Jahr 1945 als nicht zielführend erwiesen. "Da muss man wirklich flächig öffnen", sagte Sauer. Dies würde nun geschehen.

Sollten die Leichen an der vermuteten Stelle nicht gefunden werden, müsse die Sachlage neu bewertet werden. Sollte man allerdings fündig werden, würden die Jüdische Kultusgemeinde und das Innenministerium entscheiden, was mit den sterblichen Überresten geschehen soll. (APA, red, 29. 11. 2017)