Peter Stöger will/muss am Samstag mit dem 1. FC Köln gegen Schalke für eine Überraschung sorgen, sonst ist wohl seine Zeit als Trainer der Geisböcke abgelaufen.

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Köln – Für Peter Stöger geht es am Samstag bei Schalke 04 (18.30 Uhr, Sky) offensichtlich um den Trainerjob beim deutschen Bundesliga-Schlusslicht 1. FC Köln. Geschäftsführer Alexander Wehrle verweigerte im Interview mit dem "Kölner Stadt Anzeiger" eine Jobgarantie für Stöger, der einen Rücktritt ausschließt.

"Wir schauen von Spiel zu Spiel"

"Über so etwas rede ich doch nicht schon vorher. In der derzeitigen Lage ist klar: Wir schauen von Spiel zu Spiel. Ich wünsche mir, dass wir auf Schalke erfolgreich sind", sagte Wehrle, betonte aber, dass er zu Stöger "ein sehr offenes und vertrauensvolles Verhältnis" habe.

Obwohl Köln nach 13 Spielen erst zwei Punkte hat und abgeschlagen auf dem letzten Platz liegt, glaubt Wehrle an eine Wende: "Wir müssen jedes Spiel als Endspiel ansehen. Ich wehre mich dagegen, in Lethargie zu fallen und eine Saison abzuhaken, in der noch 21 Partien zu spielen sind. Solange es rechnerisch möglich ist, werden wir alles dafür tun, das schier Unmögliche möglich zu machen."

Stöger will Klarheit

Stöger hat mit deutlich spürbarer Enttäuschung die Entwicklung beim 1. FC Köln kritisiert und Klarheit über seine Zukunft eingefordert. "Wir haben uns schon von ein paar Werten, die wir in den letzten Jahren gelebt haben, wie zum Beispiel Vertrauen, Respekt und Verantwortung ein Stück weit losgelöst", sagte der Wiener am Donnerstag.

Der Austausch mit Geschäftsführer Alexander Wehrle sei "außergewöhnlich gut. Aber es ist leider im Moment schwierig, diese Werte beisammen zu halten. Und das geht leider Gottes in alle Bereiche. Da haben wir in der ganzen Besetzung ein bisschen Nachholbedarf".

Endspiel gegen Schalke

Das größte Problem derzeit sei die Unsicherheit, monierte der Trainer des Tabellenletzten, der von der Vereinsführung selbst nur eine Jobgarantie für das nächste Spiel beim FC Schalke 04 bekommen hat. Wochenlang hatte der Verein trotz der beispiellosen Talfahrt am Österreicher festgehalten. Vor der vergangenen Woche bekam er eine offizielle Gnadenfrist für zwei Spiele, nun steht er – just gegen die starken Schalker – endgültig vor einem Endspiel.

Auf weitere Ultimaten und eine mögliche Entlassung auf Raten hat der 51-Jährige aber keine Lust. "Ich könnte mit jeder Entscheidung leben. Aber es muss eine her", forderte er deshalb: "Das wäre auch für mich wichtig. Aber entscheidend sind die Spieler und der Staff. Dort herrscht richtige Unsicherheit. Diese Ungewissheit ist ein Szenario, das nicht optimal ist." Er habe "das Gefühl, dass wir in einer Situation sind, in der Klarheit das oberste Gebot sein sollte", sagte Stöger: "Es wäre gut, klare Aussagen zu treffen, weil dies Sicherheit gibt. Diese Sicherheit ist derzeit nicht zu fühlen."

Zwischenmenschliche Probleme

Die Unstimmigkeiten mit Fitness-Coach Benjamin Kugel bestätigte Stöger ebenfalls mit deutlichen Worten. "Der Faktor Vertrauen war für mich nicht mehr so gegeben. Deshalb habe ich ihm gesagt, es würde uns beiden gut tun, wenn wir uns in den nächsten Tagen nicht über den Weg laufen. Das war, und das kommt bei mir selten vor, eine Aktion, die im zwischenmenschlichen Bereich angesiedelt ist."

Dass er seine Spieler nach angeblichen Ausflügen ins Kölner Nachtleben künftig kontrollieren werde, bestätigte Stöger nicht. "Es gab ein Zwei-Minuten-Gespräch mit den Jungs. In dem habe ich ihnen klar gemacht, dass in diesen Zeiten alles penibel kontrolliert wird und jeder aufpassen muss", verriet er. "Ich bin jetzt aber nicht nachts unterwegs und schaue, ob bei meinen Spielern das Licht an ist oder jemand an der Theke steht. Dass jemand am Freitag unterwegs ist, wenn am Sonntag ein Spiel ansteht, halte ich weiter für ausgeschlossen."

Kampf um Heldt aufgegeben

Den Kampf um Sportchef Horst Heldt hat Köln jedenfalls aufgegeben. Wie der Verein am Donnerstag bekanntgab, ist der Manager von Hannover 96 "für die zur Rückrunde zu besetzende Position des Geschäftsführers beim FC keine Option mehr".

Heldt hatte trotz eines laufenden Vertrages bei den Niedersachsen einen Wechsel nach Köln zumindest erwogen, 96-Präsident Martin Kind hatte aber sein Veto eingelegt. Aus Respekt vor Hannover 96 habe man zu diesem frühen Zeitpunkt entschieden, "die Gespräche nicht weiter zu verfolgen, um die gegenseitigen Verhältnisse nicht zu beschädigen", sagte Kölns Präsident Werner Spinner.

Rose dementiert Nachfolgegerüchte

Neben dem am Mittwoch öffentlich gewordenen Vertrauensbruch zwischen Stöger und Kugel, der für Spannungen im Trainerstab gesorgt hatte, kamen auch Gerüchte auf, wonach Red-Bull-Salzburg-Coach Marco Rose, einst selbst Bundesliga-Profi bei Mainz, Kandidat auf die Stöger-Nachfolge sein soll. Das berichteten zumindest Zeitungen der Funke-Mediengruppe.

Rose dementierte allerdings noch am Mittwoch auf der Pressekonferenz nach der Parteie gegen Mattersburg. Auf die Frage, ob er einen Absprung auch für den Fall ausschließen könne, dass tatsächlich ein Kölner Angebot kommt, antwortete Rose: Es gebe für ihn keinen Grund, darüber nachzudenken, "in irgendeiner Form den Verein zu wechseln". (sid, APA, red, 30.11.2017)

Programm der 14. Runde:

Freitag (20.30):
Freiburg (Lienhart) – Hamburg

Samstag:
Bayern München (Alaba, Friedl) – Hannover (Harnik)
Hoffenheim (Grillitsch, Posch, Zulj) – Leipzig (Trainer Hasenhüttl, Ilsanker, Laimer, ohne Sabitzer/verletzt)
Bremen (Junuzovic, Kainz) – Stuttgart
Leverkusen (Baumgartlinger, Özcan) – Dortmund
Mainz (ohne Onisiwo/verletzt) – Augsburg (Hinteregger, Danso, Gregoritsch) (alle 15.30), Schalke (Burgstaller, Schöpf) – Köln (Trainer Stöger (18.30)

Sonntag:
Hertha BSC (Lazaro) – Frankfurt (15.30), Wolfsburg – Mönchengladbach (18.00)