Glitzernd, klebrig, künstlerisch: Je näher Weihnachten rückt, desto mehr baumelt von den Bäumen. Nadeln sind dafür nicht zwingend notwendig – wer wenig Platz hat, behängt in seiner Altbauwohnung die tropische Monstera deliciosa mit Lametta. Bäume und Sträucher zu schmücken, hat zur Adventszeit Tradition.

Aber was halten eigentlich jene davon, die sich professionell mit Design und Geschmack beschäftigen? Wir haben nachgefragt.

Mit ihren Korsetts und Lederröcken im charakteristischen Bondage-Look, hat Marina Hörmanseder den Durchbruch in der internationalen Modeszene geschafft. Könnte sie sich so etwas Extravagantes auch auf ihrem Christbaum vorstellen? "Vielleicht nicht unbedingt die Bandagen oder Strap Skrits, aber meine Vasen, Korsette und Kleider wären auch als Christbaumkugeln geeignet", so die Designerin, die aktuell auch bei Austrias Next Topmodel als Jurorin zu sehen ist.

"Der typische Marina Hoermanseder Baumschmuck hätte auf jeden Fall eine große Schnalle drauf. Und bunt wäre er, mit verschiedenen Pastelltönen." Auf dem Baum in ihrer Berliner Wohnung, der schon Anfang Dezember geschmückt wird, hält sie es aber eher traditionell. "Für mich gehört alles dazu: Christbaumkugeln, Lametta, Kerzen. Ich denke gerne daran zurück, wie ich mit meiner Mutter den Baum geschmückt habe. Was ist Weihnachten schon ohne Schmuck?"

www.marinahoermanseder.com

Foto: Cecilia Leitinger

Seine griechischen Wurzeln zählen zu dem Geheimrezept, mit dem sich Konstantin Filippou zu einem der besten Köchte Österreichs gekocht hat – im neuen Gault Millau wurden ihm gleich drei Hauben verliehen. Die Dekoration spielt in seinen beiden Wiener Restaurants nur eine Nebenrolle, auch zu Weihnachten: "Da wir viele unterschiedliche Nationen und Religionen – in unserem Team und bei unseren Gästen – vereinen, sind wir dezent und nicht spezifisch." Ein wenig Deko sei dem Sternekoch aber schon wichtig, sagt er und lässt auch gleich einen Grund für die leichte Aversion durchklingen: Mit Baumschmuck verbindet er keine Tradition, dafür "schlechten Alkohol in schlechte Schokolade verpackt." Sein Alternativvorschlag? "Speckweckerl. Davon träume ich seit Jahren."

www.konstantinfilippou.com

Foto: Gerhard Wasserbauer

Auf ihren Geschmack verlassen sich selbst Größen wie André Heller: Laura Karasinski arbeitet in ihrem gleichnamigen Atelier an allem, was sich grafisch oder räumlich gestalten lässt. Nahe liegend, dass sich die Art Direktorin auch mit Weihnachtsschmuck beschäftigt: "Jedes Jahr, wenn die Städte der Welt in ihrem Weihnachtsprunk erstrahlen, kommt es mir vor, als würden sie sich besonders schön für ihre EinwohnerInnen machen." In Wien genieße sie speziell die bis in die Spitzen dekorierten Bäume im Rathauspark.

Die Vorliebe für pompösen Baumschmuck kommt nicht von ungefähr: "Mein Vater schmückt, seit ich denken kann, nicht nur den Christbaum, sondern auch den Rest des Hauses samt Vorgarten mit übergroßen Kugeln und Lichtern." Diese Freude gibt Karasinski beim jährlichen "Kranzlbinden" im Atelier an ihre Freunde weiter. Gebastelt wird mit "Tannenzweigen, Eukalyptus und exotischen Blumen", wobei der Reinerlös aus den Spenden für Materialkosten für den guten Zweck gespendet wird. In ihren eigenen vier Wänden sieht es jedes Jahr anders aus: "Heuer habe ich mich für Vintage-Christbaumschmuck und viel frisches Grün entschieden."

www.atelierkarasinski.com

Foto: Atelier Karasinski

Wie bei seinem Joseph Brot, setzt Josef Weghaupt auch bei Weihnachtsschmuck vor allem auf eines: Natürlichkeit. Deswegen backt er sich den Baumbehang in seinen Wiener Bäckerstuben einfach selbst. "Für unseren Baum im Bistro haben wir aus dem Teig, den wir für's Brot verwenden, einen Kranz gebacken. Außerdem haben wir eine Stech-Roll-Technik entwickelt, die aus Bagels Sterne macht." Damit das auch optisch etwas hermacht, werden diese noch mit Weißmohn, Graumohn oder Zimt-Zucker bestreut. "Und dann gibt's natürlich den Klassiker: Weihnachtsschmuck aus Lebkuchen, ganz pur, mit Zuckerguss oder Nüssen verziert."

Letztere verbindet Weghaupt mit einer persönlichen Anekdote aus seiner Kindheit. Seine Mama habe auch immer Lebkuchensterne als Christbaumschmuck gebacken, verrät er. "Wobei wir Kinder fast alle Sterne gleich gegessen haben, noch bevor sie am Baum hingen. Wenn ich warmen Lebkuchen rieche, fällt mir das immer ein. So fühlt sich Weihnachten an."

www.joseph.co.at

Foto: Joseph Brot

Ob es einem als Floristin schwerer fällt, bei frischem Blumenduft in Weihnachtsstimmung zu kommen? Bei Christine Fink löst Weihnachtsschmuck vielleicht gerade auch deshalb besondere Emotionen und Erinnerungen aus, wie sie erzählt: "Wir hatten immer eine ganz alte Krippe zu Hause, wobei die Figuren mit der Zeit ganz schön mitgenommen waren. Das Schönste ist, dass es diese Krippe heute noch gibt. Ganz wichtig waren auch die Süßigkeiten am Baum, um die wir uns immer gerauft haben."

Denkt sie an Baumschmuck, fällt der Floristin Glas als ideales Material ein: "Es hat etwas ganz Zauberhaftes, weil es schimmert und sich die Lichter darin spiegeln." Für eine Tanne empfiehlt sie "eine wilde Mischung aus traditionellem und witzig modernem Weihnachtsschmuck." Bei Blumenkraft, ihrem eigenen Blumenladen, wird man zumindest bei der klassischen Variante fündig: "Wir bieten heuer wieder Strohsterne an – handgemacht, filigran, in traditioneller Technik aber in überraschend riesigen Dimensionen." (Nina Horcher, 19.12.2017)

www.blumenkraft.at

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Foto: Thomas Wunderlich