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Die Grüne Katrín Jakobsdóttir führt nun die Regierung in Reykjavík an.

Foto: REUTERS/Geirix

Katrín Jakobsdóttir hat es doch geschafft: Die 41- Jährige wird als erste Grün-Politikerin in Island eine Regierung anführen. Der Weg dahin war steinig. Zweimal schon hielt sie den Auftrag zur Regierungsbildung in Händen, beide Male scheiterte sie an den unvereinbaren Positionen der potenziellen Koalitionspartner links der Mitte. Nun gelang ihr das Kunststück ausgerechnet mit der unwahrscheinlichsten Variante.

Jakobsdóttir wird als deklarierte Linke einer Regierung mit zwei männerdominierten Konservativparteien vorstehen – beide noch dazu mit Korruptions- und Finanzskandalen vorbelastet. Es ist ein riskantes und von der grünen Basis mit Misstrauen beäugtes Abenteuer, auf das sich die gestandene Realpolitikerin da einlässt.

Besorgt ist man bei den Parteifreunden wohl kaum wegen Unerfahrenheit, denn Jakobsdóttir ist immerhin schon seit 15 Jahren in der hohen Politik tätig. Vier Jahre lang, zwischen 2009 und 2013, sammelte sie in den Bereichen Kultur, Bildung und Nordische Kooperation in der rot-grünen Regierung von Jóhanna Sigurðardóttir Ministererfahrung. Daneben betätigte sich die dreifache Mutter als Lektorin für Isländisch und Literaturwissenschaft an mehreren Hochschulen.

Gleichstellung der Frau

Jakobsdóttir gilt als engagierte Kämpferin für die Gleichstellung der Frau in Island. Obwohl das Land in dieser Hinsicht international einen guten Ruf genießt, ist die Machtpolitik des Landes ebenso wie die Finanzwirtschaft nach wie vor eine Männerdomäne. Ein Faktum, das die neue Regierungschefin in keinem Interview unerwähnt lässt.

Zuletzt hat sie aber die Stabilität Islands zu ihrem Hauptthema gemacht. Entsprechende Punkte finden sich im Regierungsprogramm. Da ist von einem Stabilitätsfonds die Rede, von erhöhter Kapitalertragssteuer und der Einführung von Gebühren für ausländische Touristen. Alles klassische Positionen der is ländischen Linken. Zugeständnisse machte Jakobsdóttir hingegen etwa bei der Privatisierung der Finanzinstitute. Hart blieb sie bei der Forderung der Konservativen nach mehr Ministerposten. Sie dürfte sich damit den nötigen Respekt auf allen Seiten gesichert haben.

Der Preis für die isländische Variante von "Jamaika" (die Unabhängigkeitspartei gilt als konservativ, die Fortschrittspartei als rechtsliberal) sind zwei abtrünnige Grüne, die die Mehrheit der Regierung schmälern werden. Das erschien Jakobsdóttir als verkraftbares Opfer. (Andreas Stangl, 30.11.2017)