Die Einteilung in der Übersicht.

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Torhüterlegende Lew Jaschin fliegt in der Werbung des von Sportminister Witali Mutko organisierten russischen Prestigeprojekts.

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Infantino hat einen Hand am Spielgerät.

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Moskau – Die Vorfreude ist ungebrochen: Bereits vor der Auslosung für die Gruppenphase der Weltmeisterschaft im kommenden Sommer hat der Weltverband Fifa mehr als 740.000 Tickets für den Event verkauft. Auch die russischen Fans sind heiß auf das Championat. Laut Informationsministerium haben schon rund 60.000 Russen den erst seit November ausgegebenen Fanpass beantragt, der den Stadionzugang erleichtern soll.

Die Aufregung ist verständlich. Immerhin ist Russland als Gastgeber in Lostopf eins gesetzt. Und so kann die Mannschaft von Stanislaw Tschertschessow davon träumen, das erste Mal seit dem Zerfall der Sowjetunion die Vorrunde zu überstehen. Vorausgesetzt Fortuna spielt mit. Die russische Führung jedenfalls hat alles dafür getan: Wladimir Putin kommt, die pompöse Auslosungszeremonie im Kremlpalast am Freitagabend ist minutiös geplant, und als Glücksfee wurde die Sportjournalistin Maria Komandnaja nominiert. Komanda ist das russische Wort für Mannschaft.

Warnen vor der Euphorie

Spanien aus Lostopf zwei würde Tschertschessow gern vermeiden. Allerdings warnt der ehemalige Innsbruck-Torhüter selbst bei Losglück vor verfrühter Euphorie: "Ich erinnere mich noch, wie wir uns 2014 nach der Auslosung gefreut haben – wir bekamen Belgien, Algerien und Südkorea. Alle waren total zufrieden. Und was ist daraus geworden?"

Tatsächlich hat die Sbornaja zuletzt bei großen Turnieren selten überzeugt. Auch beim Confederations Cup im Sommer flog die Mannschaft schon in der Vorrunde raus. Allerdings zeigte sich da schon die Handschrift des neuen Trainers, der als Schleifer gilt. Die Spiele gegen Europameister Portugal und Mexiko waren hartumkämpft. Platz 65 in der Rangliste spiegelt nicht die tatsächliche Stärke Russlands wider. Bei den Freundschaftsspielen zuletzt konnte die Sbornaja gegen Spanien ein vielbeachtetes 3:3 erzielen, und auch gegen Argentinien war das Team einem Remis nahe.

Unerwartete Schwächen präsentierte Russland hingegen nach der Begegnung im runderneuerten Luschniki-Stadion. Wegen einer chaotischen Sicherheitsplanung mussten tausende Fans, darunter auch viele Familien, stundenlang in der Kälte ausharren. Zunächst wurden sie im Stadion festgehalten, "um ein Gedränge zu vermeiden", das dann prompt einsetzte, als die Zuschauer doch entlassen wurden. Die Organisatoren hatten Reserveausgänge, Abfahrtswege und sogar eine Metrostation in der Nähe gesperrt.

Den Skandalen trotzen

Insgesamt ist Russland im Endspurt der WM-Vorbereitung aber erheblich vorangekommen – trotz der Skandale um überzogene Ausgaben und Bauverzögerungen. In Moskau, Petersburg, Kasan, Sotschi, Nischni Nowgorod und Rostow sind die Stadien offiziellen Angaben nach fertig, während in Wolgograd, Kaliningrad, Jekaterinburg, Samara und Saransk am Feinschliff gearbeitet wird.

Bei der Infrastruktur mussten hingegen Versprechen zurückgenommen werden. Die Highspeed-Bahnstrecke von Moskau nach Kasan wird es zur WM nicht geben. Bis heute ist das Projekt nicht weit über die Planungsphase hinausgekommen. Auch die Mautstrecke zwischen Moskau und St. Petersburg wird nicht rechtzeitig fertig. Laut dem Chef der Straßenbaubehörde, Sergej Kelbach, wird die Quasi-Autobahn erst im nächsten Herbst vollständig befahrbar sein, also nach der WM. (Anré Ballin aus Moskau, 30.11.2017)