Angela May alias Lady Bag ist zu gutmütig, um eine Bitte abzuschlagen. Als sie den Knast verlässt, bittet sie eine Mitinsassin nachzusehen, ob es ihrem kleinen Sohn gut geht. Als Lady Bag bei der Adresse der Großmutter vorbeischaut, sieht sie durch den Briefschlitz ein verprügeltes, hungerndes Kind. Zwei Freunde mit unklarer geschlechtlicher Identität wollen helfen – und das große Chaos bricht aus.

Liza Cody hat uns bereits in Lady Bag mit der umwerfenden Stadtstreicherin von London bekannt gemacht, jetzt legt sie einen Zahn zu. Da das Kind dem Sozialamt egal ist, bleibt nichts anderes übrig, als den armen Wurm zu entführen. Lady Bag muss sich aber in Acht nehmen, wenn sie gegen die Bewährungsauflagen verstößt, kommt sie wieder in den Bau. Cody sprengt das Genre, indem sie den Leser in das Universum der Sandlerin hineinzieht. Lady Bag spricht mit dem Satan und ihrem alten Greyhound genauso selbstverständlich wie mit ihren abgedrehten Freunden: charmant, witzig und berührend. (Ingeborg Sperl, Album, 4.12.2017)