Josh Gordon (rechts) darf in der NFL wieder auf Touchdown-Jagd gehen.

Foto: Ken Blaze-USA TODAY Sports

Cleveland/Wien – Die hoffnungsvolle NFL-Karriere von Josh Gordon schien nach drei turbulenten Saisonen ein jähes Ende zu nehmen. Nach mehrmaligem Drogenmissbrauch wurde der 26-jährige Wide Receiver der Cleveland Browns öfters von der National Football League gesperrt. Sein letztes Spiel bestritt er am 21. Dezember 2014. Sein Team ist dennoch froh über seine Rückkehr, obwohl man von ihm so oft enttäuscht wurde.

Seine letzte einjährige Sperre ist nun zu Ende, und Browns-Head-Coach Hue Jackson gab am Donnerstag bekannt, dass Gordon gleich in der Startaufstellung stehen wird. Am Sonntag tritt man bei den Los Angeles Chargers an und versucht den sehnlich erwarteten ersten Saisonsieg einzufahren. Jackson reist mit einer miserablen persönlichen Bilanz in seine Heimatstadt – in 27 Spielen als Trainer der Browns verließ er die Stadien 26-mal als Verlierer.

Gezeichneter Weg

Gordon kam 2012 über den sogenannten "NFL Supplemental Draft", der einige Wochen nach dem großen NFL-Draft stattfindet, in die Liga. Scouting-Experten sahen im Wide Receiver der Baylor University großes Potenzial, aber auch ein Risiko wegen seiner Probleme, die er neben dem Platz hatte. Im Interview mit der "Sports Illustrated" gab er der Öffentlichkeit einen Einblick in seine problematische Jugend- und Collegezeit. Er war an der Lamar High School in Houston in einer Gang und kam früh mit Gewalt und Drogen in Kontakt. Während seiner College-Jahre in Waco, Texas, eineinhalb Autostunden südlich von Dallas, verdiente er laut eigenen Angaben bis zu 10.000 Dollar pro Monat mit dem Verkauf von Marihuana in texanischen Großstädten wie Dallas und Austin.

Verschwendetes Talent

Sein unbestrittenes Talent auf dem Football-Feld konnte Josh "Flash" Gordon gleich in seiner ersten Profisaison unter Beweis stellen. In den drei Spielzeiten (35 Spiele) kann er mit 2.754-Reveiving-Yards und 14 gefangenen Touchdownpässen tolle Werte aufweisen. Gordon ist der einzige Spieler in der Geschichte der NFL, der in zwei aufeinanderfolgenden Spielen über 200 Receiving-Yards erzielen konnte. 2013 wurde ihm mit der Wahl in die Pro Bowl eine große Ehre zuteil. Im Sommer 2016 nahm er nach dem Ende einer abermaligen Sperre am Trainingcamp und den Vorbereitungsspielen der Browns teil, um sich dann aber selbst in eine Entzugsklinik einweisen zu lassen.

Letzte Chance

Doch nun bekommt er wohl seine allerletzte Chance, um seinen Weg in der NFL fortzusetzen und eine positive Wende zu geben. Negativ sollte sie bei den Dopingtests ausfallen, denn er gab vollmundig zu Protokoll in der Vergangenheit bei wahrscheinlich jedem seiner College- und NFL-Spiele unter Drogen- oder Alkoholeinfluss gestanden zu sein.

Josh Gordon hofft, Positives beitragen zu können.

Believeland

Woche für Woche versuchen die Cleveland Browns ihren ersten Sieg zu landen, eine elf Spiele dauernde Niederlagenserie soll im letzten Monat der regulären Saison ihr Ende finden – fünf Spiele hat das Team aus Ohio dafür noch Zeit. Rookie-Quarterback DeShone Kizer, der der unglaubliche 27. Starter auf der Quarterback-Position der Browns seit 17 Jahren ist, bekommt mit Gordon einen Trumpf im Angriffsspiel und ist begeistert: "Mit einem Spieler wie ihm habe ich noch nie gespielt."

Man darf gespannt sein, wie schnell der Problemreceiver nach zwei komplett verpassten NFL-Saisonen wieder Fuß fassen kann. Sein Selbstbewusstsein ist jedenfalls intakt, er könne sein Comeback kaum erwarten. Zu seiner holprigen Karriere sagt Gordon, dass sie jungen Menschen mit ähnlichen Problemen Hoffnung geben könne und Durchhaltevermögen sehr wichtig sei. (Lukas Strecker, 1.12.2017)