Colin Ross reiste zwischen 1910 und den frühen 1940ern um die Welt. Seine Popularität wurde auch durch seine nationalsozialistischen Tendenzen nicht gedämpft.

Foto: Österreichisches Filmmuseum

Wie geht man mit Film- und Textmaterial um, das zur Zeit des Nationalsozialismus als Propaganda gedient hat? Strategie eins: Man ignoriert es. Strategie zwei: Man stellt es an den Pranger. Oder Strategie drei: Man reflektiert anhand des Materials über die Grenze zwischen Propaganda und Berichterstattung.

Der Nachlass des Reisejournalisten Colin Ross (1885-1945) ist Teil einer solchen Reflektion: In "Mapping Colin Ross" wurden die fragmentierten Werke des kontroversen Österreichers vom Ludwig Boltzmann Instituts für Geschichte und Gesellschaft in Kooperation mit dem Österreichischen Filmmuseum aufgearbeitet. Entstanden ist dabei eine Online-Ausstellung, die am Sonntag im Filmmuseum präsentiert wird.

Joachim Schätz, der für das Ludwig Boltzmann Institut am literarischen und visuellen Erbe des Kamera-Autodidakten gearbeitet hat, erzählt von Ross als populärer Figur seiner Zeit, von dem sogar Karikaturen in Zeitschriften kursierten: "Sehr früh kamen dann auch seine Interessen und politischen Allianzen durch die Reisefilme zum Ausdruck." Aufgrund seines kennzeichnenden Kostüms bekam er schnell den Nicknamen "Pfadfinder der Geopolitik".

Auf seiner Ozeanienreise 1928-1930 waren auch seine Frau und seine Kinder mit dabei, die zusammen mit den Darstellungen der Einwohner zu den Film-Highlights wurden.
Colin Ross

Ein kulturwissenschaftliches "mapping" verbindet in der Ausstellung nun die Filmfragmente in einer imaginären Kartografie, die durch verschiedene Stationen seiner Reise führt und ein sehr diverses Bild der populären, jedoch umstrittenen Person zeigt. (Katharina Kropshofer, 02.12.2017)