Wer Pakete an der Wohnungstür in Empfang nehmen möchte, könnte künftig mehr zahlen müssen.

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Die Lieferung von Paketen direkt an die Haustür muss aus Sicht mancher Lieferdienste in Deutschland teurer werden. "In der Zukunft kann es so kommen, dass die Paketdienste standardmäßig an den Paketshop liefern und die Lieferung zur Haustür dann zum Beispiel 50 Cent kostet", sagte der Geschäftsführer des Paketdiensts DPD, Boris Winkelmann, der "Wirtschaftswoche" (Freitag).

Paketshops werden wichtiger

Als Grund verwies er auf das starke Wachstum im Online-Versandhandel und die dadurch gestiegenen Kosten für die Zustellung. "Die Abholung von Sendungen direkt vom Paketshop oder vom Paketkasten wird hingegen weiter an Bedeutung gewinnen", sagte er.

Zustimmung bekam der DPD-Chef vom Konkurrenten Hermes: "Die Zustellung an die Haustür muss angesichts des hohen Aufwands teurer werden", sagte Hermes-Geschäftsführer Frank Rausch der Zeitschrift.

Dauerhaftes Logistikproblem

DPD geht einem Sprecher zufolge davon aus, dass das Paketaufkommen im diesjährigen Weihnachtsgeschäft um 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr wachsen wird. Die Wachstumsraten aufs ganze Jahr gerechnet seien in den vergangenen Jahren im hohen einstelligen Bereich gelegen.

Der Bundesverband Onlinehandel (BVOH) hat ein Umsteuern in der Branche angemahnt. "Wir haben dauerhaft ein Logistikproblem", sagte BVOH-Präsident Oliver Prothmann den Zeitungen der Funke Mediengruppe vom Freitag. Angesicht der Wachstumsraten müsse "sehr schnell eine Lösung her". In Zukunft könne nicht mehr im gleichen Umfang an die Haustür geliefert werden.

Der Handel müsse den Kunden dahin lenken, sich stärker in den Lieferprozess einzubringen, sagte Prothmann den Zeitungen. Handel, Logistiker, Kommunen und die Immobilienbranche müssten auch gemeinsam über Lösungen nachdenken. Als Beispiel nannte er Abholpunkte.

135.000 Zusteller im Einsatz

Wie die Zeitungen unter Berufung auf Angaben des Bundesverbandes Paket und Expresslogistik (BIEK) weiter berichten, sind heuer branchenweit 135.000 Zusteller im Weihnachtsgeschäft eingesetzt – noch einmal um 25.000 mehr als im vergangenen Jahr. Die Branche erwartet demnach, dass 30 Millionen mehr Pakete verschickt werden als vor Weihnachten 2016. Die Mitgliedsunternehmen hätten sich darauf durch Investitionen und optimierte Prozesse eingestellt, stießen aber an den Rand ihrer Kapazität, sagte eine Sprecherin des Verbandes den Funke-Portalen.

Die Logistikunternehmen hätten zunehmend Probleme, Personal zu finden, berichteten die Zeitungen weiter. Prothmann sagte, es gebe aber nicht nur zunehmende Personalengpässe bei den Paketdiensten, sondern auch wachsenden Unmut in den Kommunen über blockierte Fahrstreifen durch ausladende Paketboten. In der vergangenen Woche hatte der DPD für die Zeit des Weihnachtsgeschäfts von Städten und Kommunen einen privilegierten Zugang zu öffentlichen Parkflächen gefordert. (APA, 01.12.2017)