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Alexander Gauland wurde zum Co-Vorsitzenden der AfD gewählt.

Foto: AP Photo/Michael Sohn

Vielleicht hat Alexander Gauland ja einfach eine Vorliebe für britisch-konservativen Altherrenlook. Vielleicht aber will er auch seinen politischen Jagdtrieb optisch gebührend zur Geltung bringen. Die grüne Krawatte mit den gelben Jagdhunden jedenfalls, die er angeblich in den 1980er-Jahren im südenglischen Sussex erworben hat, trägt er zurzeit bei so gut wie jeder wichtigen Gelegenheit: als Dauergast in politischen TV-Runden, bei seiner ersten Rede im Deutschen Bundestag und am Wochenende beim Parteitag der rechtspopulistischen Alternative für Deutschland (AfD) in Hannover, wo Fraktionschef Gauland auch zum Co-Vorsitzenden gewählt wurde.

Dass er zum Halali auf Kanzlerin Angela Merkel und die Regierung blasen will, das hatte er schon am Wahlabend Ende September angekündigt, als die AfD erstmals in den Bundestag einzog: "Wir werden sie jagen", rief er und erklärte, die Partei werde sich "unser Land und unser Volk" zurückholen. Daraus, dass die AfD auf den Schwingen der Angst – der Angst vor Migranten – zum politischen Höhenflug angesetzt hat, macht Gauland dabei gar keinen Hehl: Die Flüchtlingskrise hat er einmal unumwunden als "Geschenk" bezeichnet.

Griesgram ohne Pathos

Insgesamt ist Pathos aber nicht die Sache des 76-Jährigen. In Debatten fällt er eher durch Griesgrämigkeit auf – und trifft wohl auch dadurch den Nerv vieler Wähler, die für Politik bloß noch Verachtung übrig haben. Als er die rhetorischen Jagdhunde jüngst dennoch von der Leine ließ und Aydan Özoguz, die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, "in Anatolien entsorgen" wollte, sagte er später, er hätte vielleicht andere Worte wählen sollen: "Aber inhaltlich stehe ich zu meiner Aussage."

Das Basteln von Scheren zwischen Worten und Inhalten hat Gauland in einer langen Karriere erlernt – als Politiker und als Journalist. Vierzig Jahre lang gehörte er der CDU an, arbeitete unter anderem für die Bundestagsfraktion in Bonn und war Chef der Hessischen Staatskanzlei. Nach der Wiedervereinigung wurde Gauland, der Geschichte, Politik und Jus studiert hat, Herausgeber der "Märkischen Allgemeinen" in Potsdam.

Das Flüchtlingsthema, das er nun als "Geschenk" ansieht, begleitet den Vater einer Tochter seit langem: Als gebürtiger Sachse floh er einst selbst aus der DDR in den Westen. Während seiner Zeit in Hessen organisierte er dann als Magistratsdirektor die Aufnahme vietnamesischer Flüchtlinge in Frankfurt am Main. (Gerald Schubert, 3.12.2017)