Die Lage in Honduras ist nach den Präsidentschaftswahlen weiter angespannt.

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Tegucigalpa – Rund eine Woche nach der Präsidentschaftswahl droht die Lage in Honduras wegen massiver Wahlfälschungsvorwürfe gegen Präsident Juan Orlando Hernandez zu eskalieren. Am Sonntag kam es zu Massendemonstrationen im ganzen Land, die Menschen riefen in Anspielung auf die Initialen des Staatschefs: "Weg mit JOH, Weg mit JOH."

Unterdessen hat das Oberste Wahlgericht die Auszählung der Stimmen wieder aufgenommen. Am Donnerstag war die Auszählung unterbrochen worden, am Freitag hatte die Regierung in Tegucigalpa einen zehn Tage währenden Ausnahmezustand über das zentralamerikanische Land verhängt, um die Proteste der Opposition zu unterbinden.

Drei Tote bei Protesten

Drei Menschen starben in den vergangenen Tagen bei Protesten, darunter eine 19-Jährige durch Schüsse. Es gilt eine Ausgangssperre zwischen 18.00 und 06.00 Uhr.

Zunächst war Oppositionskandidat Salvador Nasralla, der die grassierende Korruption und Gewalt bekämpfen will, deutlich vorn gelegen, teilweise knapp fünf Prozentpunkte. Nach und nach wendete sich in den letzten Tagen das Blatt. Nach Auszählung fast aller Stimmen führte plötzlich Amtsinhaber Hernandez knapp vor Nasralla.

Die Lage ist extrem angespannt, in den vergangenen Tagen wurden in Tegucigalpa und anderen Städten Barrikaden errichtet und Brandsätze gelegt, die Polizei setzte Tränengas ein. Er werde das offizielle Ergebnis nicht anerkennen, hat Nasralla angekündigt. Schon 2013 war der Sportjournalist für die Antikorruptionspartei (PAC) angetreten, unterlag aber dem konservativen Kandidaten Hernandez.

Ex-Präsident rief zu Kundgebungen auf

Zu den Kundgebungen am Wochenende hatte Ex-Präsident Manuel Zelaya aufgerufen. Er war 2009 vom Militär aus dem Amt geputscht worden und lebte danach zeitweise im Exil in der Dominikanischen Republik, bevor er 2011 zurückkehren konnte. Das war eine Bedingung, damit Honduras wieder in die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) aufgenommen werden konnte.

Zelaya ist ein Verbündeter von Nasralla. Der frühere Zentralbankchef Hugo Noe Pino betonte, es gelte zu verhindern, dass die Nationalpartei des Präsidenten Hernandez eine Diktatur im Land errichte, mit Hilfe eines von der Wahlbehörde unterstützten Betrugs.

Militär und Polizei sind in erhöhter Alarmbereitschaft. Immer wieder verschob die Wahlbehörde die Veröffentlichung des Endergebnisses, so sollten noch einmal hunderte Urnen geöffnet und Stimmen nachgezählt werden.

Plünderungen

Das Land mit seinen acht Millionen Einwohnern gilt als eines der ärmsten und gefährlichsten in Mittelamerika. In den letzten Tagen kam es auch zu Plünderungen. Menschen drangen in Geschäfte und Einkaufszentren ein und stahlen Lebensmittel, Kleidung und Elektrogeräte. Hernandez rief die Menschen zu Besonnenheit auf: "Ich fordere das honduranische Volk und die Leute meiner Partei dazu auf, Ruhe zu bewahren und auf das Ergebnis des Wahlamts zu warten." (APA, 4.12.2017)