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Anwenden, hinterfragen, weiterentwickeln: Dazu müssen Junge fähig sein, wenn es um digitale Tools geht, hieß es in Wien beim Lehrlingsforum.

Foto: AP/Eric Risberg

Digitalisierung: ein Thema, das beschäftigt und wohl noch lange beschäftigen wird. Ihm widmete sich daher das "Lehrlingsforum" von Business Circle, bei dem jährlich Unternehmen, Experten, Interessenvertretung und Politik zusammentreffen. Im Fokus einer Podiumsdiskussion standen die Berufsschulen: Sind sie fit für digitale Lehrberufe?

Über die Situation in Deutschland gibt das "Mint-Nachwuchsbarometer 2017" Auskunft. Dafür analysierten die Deutsche Akademie für Technikwissenschaften und die Körber-Stiftung einschlägige Untersuchungen. Ergebnis ist, dass Schulen offenbar nur mangelhaft technisch ausgestattet sind. Von den befragten Lehrern sagt zudem nur jeder fünfte, dass er im Studium auf den Einsatz digitaler Medien im Unterricht vorbereitet wurde. Nahezu alle Berufsschullehrkräfte (94 Prozent) müssen sich selbst zum Thema weiterbilden.

Nicht verteufeln

Auch heimische Institutionen hinkten hier hinterher, sagt Julian Schmid. Der Grünen-Politiker und ehemalige Nationalratsabgeordnete verbrachte im Sommer sechs Wochen in unterschiedlichen Lehrbetrieben – um Einblick zu bekommen, wie er sagt. E-Learning sei in vielen Berufsschulen nicht möglich, sagt Schmid.

Monika Gojkovic-Vojnovic, Direktorin der Berufsschule für Bürokaufleute, meint wiederum, dass sich die technische Ausstattung in den letzten Jahren deutlich verbessert habe. Man müsse aber am Puls der Zeit bleiben. "Es gibt noch Luft nach oben", sagt Gojkovic-Vojnovic. Die Direktorin würde – ebenso wie Schmid – einen Einsatz von Smartphones im Unterricht befürworten. "Sie sind Realität. Wir dürfen sie nicht verteufeln."

Smartphone im Unterricht

Allerdings gelte es zu überlegen, wofür man die Geräte verwendet, sagt Stephan Waba, der im Bildungsministerium für den Einsatz digitaler Medien zu Bildungszwecken zuständig ist. Wenig Sinn mache er etwa bei Vorträgen – da könnten sie zu schnell ablenken. Eignen würden sich Smartphones hingegen für projektorientierte Aufgaben.

Was man sich davon verspricht: dass Jugendliche neue Technologien kompetent anwenden können, ihre Funktionsweise verstehen, außerdem eine kritische Haltung dazu einnehmen. Kurz: digital kompetent sind. Denn Digitalisierung, da sind sich die Podiumsgäste einig, durchdringt zunehmend alle Branchen und Bereiche. "Gar nicht betroffen sein wird keine Tätigkeit", sagt AMS-Vorstand Herbert Buchinger. Aber welche Jobs nun genau bestehen bleiben – und wie sie sich exakt verändern werden, ist letztlich schwer prognostizierbar.

Alte Tugenden

Die Fähigkeit, sich an Veränderungen anzupassen, so der Tenor auf dem Podium, sei daher entscheidend – ebenso wie Unternehmergeist, Eigeninitiative. Im digitalen Zeitalter feierten aber auch alte Tugenden des Miteinanders wieder Konjunktur: Vertrauen, Kommunikationsfähigkeit und Empathie. (Lisa Breit, 4.12.2017)