Kiew/Moskau – Mit Stacheldraht und Sandsäcken haben mehrere Dutzend Radikale in der ukrainischen Hauptstadt Kiew die Zufahrt zum oppositionsnahen Nachrichtensender NewsONE blockiert. Präsident Petro Poroschenko verurteilte am Montag zwar "Druck auf die Medien". Auf Facebook äußerte er aber auch Verständnis für eine "Reaktion der Gesellschaft" auf den als prorussisch geltenden Sender.

Diese Kontrolle sei eigentlich Aufgabe der staatlichen Medienaufsicht, sagte er aber. Der Sendebetrieb wurde durch die Blockade zunächst nicht gestört. Die Aktion hatte am Vortag begonnen, nachdem NewsONE eine Demonstration von Anhängern des georgischen Ex-Präsidenten Michail Saakaschwili gezeigt hatte. Dieser forderte die Ablösung Poroschenkos.

Die Blockierer selbst nannten auch Äußerungen des Besitzers von NewsONE, Jewgeni Murajew, als Anlass. Der fraktionslose Abgeordnete hatte in einer Diskussion und später bei Facebook den Regierungssturz im Februar 2014 als Staatsstreich bezeichnet, nicht wie sonst üblich in der Ukraine halbamtlich als "Revolution der Würde".

In der Ex-Sowjetrepublik werden seit der Annexion der Halbinsel Krim durch Russland 2014 immer wieder Medien und Journalisten bedroht, die als prorussisch gelten. Aktivisten gingen teils gewalttätig gegen die Zeitung "Westi" vor. Im April 2015 wurde der Publizist Oles Busina vor seinem Haus erschossen. Unbekannte zündeten im September 2016 ein Redaktionsgebäude des Senders Inter an. (APA, 4.12.2017)