Moskau – Das Moskauer Stadtgericht hat am Montag einer Berufung von Kirill Serebrennikow nicht stattgegeben. Der prominente russische Regisseur, dem die Anklage Wirtschaftsverbrechen vorwirft, bleibt somit weiter unter Hausarrest. Serebrennikow wird daher am 9. Dezember auch der mit Spannung erwarteten Premiere des von ihm inszenierten Balletts "Nurejew" im Bolschoj-Theater fernbleiben müssen.

Nach mehr als zwei Stunden Verhandlung verkündete Richter Oleg Gajdar emotionslos, dass die Entscheidung eines Moskauer Bezirksgerichts vom Oktober in Kraft bleibe. Während der Staatsanwalt Kaugummi kaute und sonst wortkarg blieb, hatten die Anwälte von Serebrennikow sowie seiner mitangeklagten Mitstreiter Juri Itin und Aleksej Malobrodski engagiert die Unschuld ihrer Mandanten beteuert und auf die Ungerechtigkeit der seit August beschlossenen Freiheitsbeschränkungen aufmerksam gemacht. Serebrennikow und Itin stehen nach der nunmehr bestätigten Entscheidung der ersten Instanz bis zumindest Mitte Jänner 2018 unter Hausarrest, ihr Kollege Malobrodski bleibt weiterhin in Untersuchungshaft.

Neue Details

Die Anklage wirft den Theatermachern Untreue im Zusammenhang mit Serebrennikows erfolgreichem und mit staatlichen Subventionen finanzierten Multispartenprojekt "Plattform" der Jahre 2011 bis 2014 vor und fühlt sich durch die ehemalige Buchhalterin des Projekts, Nina Masslajewa, bestätigt. Sie war nach ihrem Geständnis aus Untersuchungshaft entlassen worden und befindet sich seitdem unter Hausarrest.

Im Lauf der Verhandlung präsentierten die Anwälte aber auch Details zum Fall, die bisher nicht der Öffentlichkeit bekannt waren. Insbesondere verwies die Anwältin von Aleksej Malobrodski auf die Rolle des russischen Kulturministeriums, das sich bereits im Mai 2017 zum Geschädigten erklärt hatte, ohne jedoch erklären zu können, welcher Schaden dem Ministerium durch vermeintlich illegale Machenschaften entstanden sei.

Aus seiner Haltung gegen Serebrennikow hatte zuletzt aber auch der rechtskonservative Kulturminister Wladimir Medinski keinen Hehl gemacht. In einem ORF-Interview erklärte er Anfang Dezember, dass sich der Regisseur beim "Plattform"-Projekt nicht nur ein Honorar ausbezahlt habe, sondern laut Ermittlungen sich mit Hilfe falscher Abrechnung persönlich eine noch größere Summe zugeschanzt habe. Im Moskauer Gerichtssaal war von diesem verschärften Vorwurf der Selbstbereicherung bisher jedoch keine Rede. (APA, 4.12.2017)