Ein Arzt und ein Krankenpfleger assistieren den Roboterarmen bei der OP. Immer im Blick: der Bildschirm mit den Bildern des Eingriffs.

Foto: Stefanie Ruep

Der leitende Chirurg sitzt daneben an einer Konsole, wo er über zwei Bedienelemente die Roboterarme steuert.

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Prostataentfernung per Bildschirm. Die Roboterarme halten die benötigten Instrumente im Bauchraum des Patienten.

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Salzburg – Der Patient ist mit einem grünen Operationstuch komplett abgedeckt. Ein Arzt und ein Krankenpfleger sitzen neben ihm und beobachten aufmerksam den Bildschirm vor ihnen. Die Operation führt jedoch ein anderer Arzt durch: Lukas Lusuardi, der Vorstand der Abteilung Urologie am Uniklinikum Salzburg. Er sitzt an einer Konsole rechts, etwa zwei Meter vom Patienten entfernt. Der Chirurg steuert mit seinen beiden Daumen und Mittelfingern ein Bedienelement. Ausgeführt werden die Handgriffe von Roboterarmen, die sich im Körper des Patienten befinden.

Seit zwei Woche führt Lusuardi am Uniklinikum Salzburg Operationen mit dem sogenannten Da-Vinci-System durch. Eingesetzt wird die Operationstechnik etwa bei einer Prostatektomie. "Die Vorteile der roboterunterstützten Operationstechnik sind die verschärfte Präzision und die bessere Beweglichkeit", sagt der Urologie-Vorstand. Dadurch werde ermöglicht, dass auch nach der OP die Kontinenz erhalten bleibt und die Nerven für natürliche Erektionen nicht beschädigt werden.

Weitere Vorteile der minimalinvasiven Methode seien weniger Schmerzen, ein kürzerer Krankenhausaufenthalt und eine geringere Narbenbildung. In den USA habe die roboterunterstützte Technik die konventionelle offene Prostataentfernung nahezu vollständig und die laparoskopische Operation bereits weitgehend verdrängt, sagt Lusuardi.

Beweglicher als eine Hand

In der Optik der Konsole ist die Prostata des Patienten zu sehen. Sie muss aufgrund eines Prostatakarzinoms entfernt werden. Das HD-Bild, das durch eine Kamera im Patienten aufgenommen wird, kann bis zu 40-fach vergrößert werden. So sieht der Chirurg sämtliche Gewebeschichten und Nervenbahnen und kann die Herangehensweise detailgenau beurteilen. Die Roboterarme haben auch eine höhere Beweglichkeit als eine Hand. Das Instrument kann sich mit sieben Freiheitsgraden um 540 Grad um die eigene Achse drehen.

Ab 15. Dezember wird auch in der Chirurgie ein Team mit dem neuen Da-Vinci-System operieren. Eingesetzt wird der Hilfsroboter bei Eingriffen an der Speiseröhre, der Bachspeicheldrüse, dem Darm und der Galle. "Das Schonende für den Patienten steht im Vordergrund", sagt Chirurgie-Primar Klaus Emmanuel. Mit dem Operationsgerät könne die OP vorab simuliert werden, nachdem die genauen Patientendaten eingespielt wurden. In Österreich gibt es bisher zwei Da-Vinci-Systeme in Wien, eines in Wiener Neustadt und drei in Oberösterreich. In Salzburg wurde nun die neueste Generation des Systems angeschafft, die es bisher weltweit nur noch in London gibt.

Nerven erhalten

Das Gewebe wird Schritt für Schritt gelöst. Dabei versucht der Chirirg, präzise die an der Prostata ansetzenden Nerven zu erhalten. Die OP-Teams machen zuvor eine Art Führerschein an dem Gerät. Unterstützt werden sie beim Erlernen der Technik auch vom Hersteller. Bei Fragen oder notwendiger Hilfe kann auch ein Arzt aus Dallas zugeschalten werden, der den Chirurgen unterstützt.

Der Nachteil dieser neuen Operationsmethode: der Preis. Die Anschaffungskosten liegen bei bis zu zwei Millionen Euro. Auch auf die Patienten kommen für einen Eingriff Zusatzkosten von tausend bis fünftausend Euro hinzu. Die Krankenkassen bezahlen die Operation mit dem Da-Vinci-System nicht. (Stefanie Ruep, 11.12.2017)