Der Gartler könnte die Pflanzen zum Beispiel dick anziehen, also mit Stoffen vor der Kälte schützen.

Illustration: Dennis Eriksson

Da wartet man im Grunde die gesamte Vegetationsperiode darauf, und jetzt ist es endlich so weit. Ruhe kehrt ein. Endlich ist Schluss mit dem ewigen Jäten, Binden, Zwicken, Schaufeln, Häufeln und Säen – Schluss mit der gesamten Aufrechterhalterei.

Mit der ersten Dezemberwoche sollten verlässlich die ersten Minusgrade im Land und in die Städte Einzug gehalten und alles, was nicht frostfest ist, hinweggezischt haben. "Zischen" ist übrigens Gärtnerlatein und steht für "hat der Frost erwischt". Erst sieht man nur die silbrig-weißen bis ergrauten Blattspitzen ("ui, die hat's zischt"), dann gibt das gesamte Blatt – oder mit ein wenig Pech die ganze Pflanze – w. o. und findet sich wenig später am Komposthaufen wieder. Die "Universum"-Texterin ließe bei diesem Bild den "Universum"-Sprecher etwas von ewigen Kreisläufen brabbeln und das Fazit ziehen, dass das alles seine Berechtigung habe. Hat es nicht!

Dick anziehen

Das Sterben hat keine Berechtigung, wenn es sich um Pflanzen handelt, die in dieser Klimazone gar nicht gemeldet sein dürften: Pflanzen also, die in Wahrheit keinen Frost in ihrer Heimat fürchten bräuchten – wenn sie nicht qua Gärtnerei in den hiesigen Cottagevorgärten gelandet wären. Für deren Tod ist ausschließlich der Gartler zur Verantwortung zu ziehen, der es verabsäumt hat, diese rechtzeitig vor Frost zu schützen.

Er hätte ja alle Möglichkeiten dazu. Er könnte die Pflanzen zum Beispiel dick anziehen, also mit Stoffen vor der Kälte schützen. Da kann man zu Noppenfolie greifen, die extrem gut isoliert, allerdings keine Luft durchlässt. Pilzschäden sind zu erwarten. Andere wickeln ihre Pflanzen dick in Jute ein und hoffen, diese so über die Runden zu bringen. Topfpflanzen gehören dringend aufgebockt, damit der Topf nicht am eisigen Boden steht und so die Kälte in die Erde leitet. Man kann Töpfe auch auf Styroporplatten stellen – hilft auf jeden Fall.

Frostwächter für Südländer

Die Kälte noch eine Spur kälter machen – das kann der Wind besonders gut. Wer die Überlebenswahrscheinlichkeit seiner heiklen Südländer auf der Terrasse heben möchte, sollte danach trachten, diese windgeschützt aufzustellen. Am besten wäre natürlich der Einsatz eines Gewächshauses, das man zu einem Überwinterungshaus umfunktioniert, indem man es mit einem Frostwächter ausstattet.

Da kommt man dann auch leichter zum Gießen hin. Denn selbst wenn schöne, nicht frostfeste Pflanzen durch Rückschnitt oder natürlichen Laubabwurf kahl stehen, brauchen sie immer noch Wasser.

Die meisten Pflanzen erfrieren nicht, sondern sie verdursten. Denn gerade in Gewächshäusern untergebrachte und in transparenten Schutzfolien eingewickelte Pflanzen verdunsten im Licht der Wintersonne ausreichend Wasser – und das möchte nachgereicht werden. (Gregor Fauma, RONDO, 7.12.2017)